So professionell, wie der deutsche Hochseilartist Falco Traber 2006 seinen Rekordversuch 400 Meter über dem Boden absolvierte, agiert die Bergbahn-Leitung leider nicht, kritisieren Aktionäre.

Innsbruck - Rechtsanwalt Herbert Werner ist entsetzt. Am 17.Juli besuchte er die Hauptversammlung der Aktionäre der Bergbahn AG Kitzbühel. "Dilettantisch" sei die gewesen, erinnert er sich. Werner plant nun eine Anfechtungsklage.

Das (zum Teil politisch motivierte) Hickhack rund um die Kitzbüheler Bergbahn AG geht in eine neue Runde. Noch immer nicht geklärt ist der blitzartige Abgang von Ex-Vorstand Manfred Filzer. Und das, obwohl der bereits am 2. Jänner abberufen worden war. Warum, ist ebenfalls noch nicht klar.

Filzer war als Vorstand durchaus erfolgreich. Er reduzierte etwa die Schulden der Bergbahnen in den vergangenen zehn Jahren von 50 auf 15 Millionen. Zudem investierte er 105 Millionen in neue Liftanlagen. Die Bilanz 2008 sei immerhin die zweitbeste in der Geschichte der Bergbahn, heißt es vonseiten der Aktionäre.

Klaus Winkler (ÖVP) wiederum, Vertreter der Mehrheitseigentümer der Bergbahnen AG und Bürgermeister von Kitzbühel, ist bekanntermaßen kein Freund von Filzer: Letzter Streitpunkt 2007 war die Trassenführung des neuen Ganslernhang-Liftes. Der prestigeträchtige Kitz-Slalom war bereits von der FIS-Rennliste gestrichen, da die Rennläufer mit Pistenraupen zum Start gebracht werden mussten. Filzer hielt sich an die Vorgaben der FIS, baute einen neuen Lift und rettete den Slalom. Der Bürgermeister hätte eine andere Lifttrasse vorgezogen.

Ab 2008 machte sich Winkler auf die Suche nach einem neuen Vorstand für die Bergbahn. Diesen fand der Bürgermeister in Josef Burger, ehemals Marketing-Leiter der AUA. Ein politisches Naheverhältnis oder Freundschaft schloss Burger aus: Man sei an ihn herangetreten, "wie das so üblich" sei. Weitere Kandidaten wurden dem Aufsichtsrat aber nicht präsentiert.

Obwohl Winkler immer wieder betont hatte, es sei eine "faire Lösung" mit Filzer gefunden worden, wurden für ein Verfahren vor dem Arbeitsgericht in der Bilanz 800.000 Euro an Rückstellungen angeführt, wundert sich Aktionär Werner: Zudem sei unter der Bilanz der Name einer Firma gestanden, die die Bergbahn AG gar nie geprüft habe.

Ein anderer Aktionär meint, Winkler habe versucht, ein Jahr vor der Gemeinderatswahl 2010 einen lästigen Kritiker wie Filzer ruhigzustellen. Hat doch die Liste Fritz bei der Landtagswahl 2008 in Kitzbühel 33 Prozent der Stimmen eingefahren. Für die ÖVP war das ein Minus von fast 18 Prozent.

Auch die Dividenden-Ausschüttung sorgte für Chaos: Der gemeinsame Beschluss von Vorstand und Aufsichtsrat, zwei Euro Dividende auszahlen zu lassen, sei von Winkler im Alleingang auf einen Euro geändert worden. "Das geht so nicht", empört sich Werner. Unter Aktionären wird von einer "blamablen" Vorstellung gesprochen.

Bürgermeister Winkler befindet sich derzeit im Ausland, sein Sprecher Felix Obermoser weiß von der "dilettantischen" Sitzung nichts. (Verena Langegger, DER STANDARD Printausgabe, 29.07.2009)