Das Bundeskanzleramt hat Zeitungen gebeten, die Geburtsdaten bestimmter Redakteure bekanntzugeben. Man möchte jeweils elektronisch zum Geburtstag gratulieren. Danke, ganz lieb.

Die meisten werden den Gedanken, der dahintersteht, zu schätzen wissen. Das ist fast so, wie die netten Mitteilungen von Facebook - "XY möchte dich als seinen/ihren Freund registrieren".

Der Bundeskanzler ist ein stets freundlicher Mann, er möchte (noch mehr) Freunde in den Redaktionen. Die geplanten Geburtstagswünsche sollen da offenbar helfen. Das schafft sicher eine gute Stimmung. Sonst wird man ja meist nur von Massenmails persönlich angesprochen, die oft persönliche Defizite ins Spiel bringen (Viagra, Penisverlängerungen, versäumte Investmentgelegenheiten), da würde man einen Geburtstagsgruß des Regierungschefs per E-Mail nicht als Spam empfinden. Oder denkt der Kanzler gar an echte Papierpost, mit Bütten und eingraviertem Schmuckdekor? Das wäre zu viel Bevorzugung für Journalisten. Die veranschlagten Mittel wären besser in Glückwunschbriefschaften für Senioren mit runden Geburtstagen investiert. (Hans Rauscher, DER STANDARD; Printausgabe, 28.7.2009)