Starke Stimmen: Escamillo (Sebastian Holecek) und Carmen (Sanja Anastasia)

Foto: Musikfestival Steyr

Internationale Stars kann sich das Musikfestival Steyr im Allgemeinen nicht leisten, doch heuer lockte Intendant Karl-Michael Ebner für seine Carmen Vater und Sohn Holecek gleichzeitig auf die Bühne - eine Premiere für beide Sänger. Erwartungsgemäß überzeugt Sebastian H. als Escamillo, "Honzo" unterhält mit einführenden Worten zu Bizets Oper und als Lillas Pastia.

So weit die gute Nachricht. Die schlechte ist, dass das Musikfestival Steyr auch im 15. Jahr seines Bestehens noch mit denselben Problemen kämpft. Solange die Mittel fehlen, Mikrofone anzuschaffen, bleibt die Open-Air-Oper eine akustische Achterbahn. Im Graben von Schloss Lamberg verliert sich der gefällige Tenor von Raúl Iriarte (Don José) neben seinen stimmgewaltigen Partnerinnen Sanja Anastasia (Carmen) und Akiko Nakajima (Micaëla). Ebenso groß die Diskrepanz zwischen dem kraftvollen Ivaylo Guberov (Leutnant Zuniga) und dem kaum hörbaren Josef Luftensteiner (Dancaïro).

Unstimmig ist auch die Regie. Sorry, Susanne Sommer, aber Striptease-Stangentanz (von Frasquita / Martina Dorak und Mercédes / Ulrike Steffen-Pichler) hat in einer in den 30er-Jahren angesiedelten Inszenierung wirklich nichts zu suchen. Und eine so wenig graziöse Carmen in Pin-up-Pose zu setzen oder über den Tisch krabbeln zu lassen, hat mehr Komik denn Erotik.

Zu loben bleibt schließlich das Beethoven Sinfonieorchester Wien unter Leitung von Niels Muus. - Fazit: leichte, teils wirklich gute Opernunterhaltung. (mth, DER STANDARD/Printausgabe, 27.07.2009)