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Zune: iPod-Klon mit wenig Erfolg

AP Photo/Elaine Thompson

Ein massiver Gewinneinbruch von 30 Prozent und 5.000 Mitarbeiter wurden entlassen. Irgendwann musste es ja soweit sein: Der Tag, an dem sich Microsofts Gewinne erstmals verringern würden, war hinterher betrachtet unvermeidbar. Doch es wäre zu banal, die Wirtschaftskrise dafür verantwortlich zu machen. Der weltgrößte Softwarehersteller hat sich dies selbst zuzuschreiben, analysiert John Dvorak von MarketWatch.

Die Begründung: In den vergangenen Jahren hat sich der Konzern auf alles und jeden konzentriert, absurde Pfade in fremde Branchen beschritten und seine Kernkompetenzen sträflich vernachlässigt.

Ad. Grafik: Microsofts Jahresergebnis zeigt, dass der Konzern Abseits des Kerngeschäfts (Client, Business, Server) nur kaum Gewinne oder gar Verluste zu verzeichnen hat.

Nachmacher

Microsoft wurde mit einer Programmiersprache groß und baute auf einem Betriebssystem ein Imperium auf. Doch schon bald schien man mehr zu wollen und begann die Ideen und erfolgreichen Produkte anderer Unternehmen zu kopieren. Dvorak listet eine Reihe von Unternehmungen, die Microsoft nichts als Geld kostete:

  • Es begann in der Pre-Internet-Ära. AOL war in aller Welt Ohren, worauf Microsoft die Kopie MSN ins Leben rief. - Gewinne wurden damit nicht erzielt, noch erlangte man irgendeinen strategischen Vorteil.
  • Der Netscape-Browser durchbrach das Internet. Microsoft antwortete mit dem Internet Explorer. - Das Browser-Business brachte weder Geld noch Ruhm. Der Browser brachte Microsoft lediglich ins Visier der Wettbewerbsbehörden.
  • In den frühen Tagen des Onlinezeitalters machten erste Online-Publikationen auf sich aufmerksam. Microsoft entschloss also selbst ein Verleger zu werden. - Alle Bestrebungen darin verliefen im Sand.
  • Computer-Bücher wurden populär. Microsoft gründete Microsoft Press. - Nach einer kurzen Erfolgsphase verlor man das Interesse.
  • Teddy Ruxpin wurde zum angesagten Spielzeug. Daraufhin lieferte auch Microsoft einige Roboter-Stofftiere aus und stellte das Geschäft bald wieder ein.
  • AOL-TV erschien, Microsoft-TV folgte und dümpelte dahin.
  • Adobe brachte den Photoshop, Microsoft engagierte sich schon bald selbst in diesem Bereich. - Bevor man schließlich das Interesse verlor.
  • Yahoo und Google zeigte, dass man mit Suchmaschinen Geld machen kann. Microsofts zahlreiche Kopien endeten schließlich in Bing. Trotz Milliarden-Ausgaben - ein brotloses Geschäft.
  • Apple brachte den iPod und eroberte das Musikgeschäft. Microsoft antwortete mit bescheidenem Erfolg mit dem Zune. Nun soll ein Musik-Streaming-Dienst folgen.
  • Cloud-Computing ist der aktuelle Trend, Microsoft versucht sich ebenfalls schon darin.

Es braucht nicht viel Recherche, um diese Liste fortzusetzen. Seien es Web-Design-Programme, Handy-Betriebssysteme oder Spielkonsolen - Microsoft befriedige mit seinen zahlreichen Bestrebungen abseits des Kerngeschäfts (Windows und Office) keine Bedürfnisse, sondern hüpfe lediglich von einer populären Idee zur anderen und das in der Regel erfolglos. Selbst populäre Produkte wie die Spielkonsole Xbox haben bislang weitaus mehr Verluste als Gewinne eingebracht.

"Idiotisch"

Was schockiere, sei, dass die Cash-Cows Windows und Office es bisher geschafft haben, all diese "idiotischen Bemühungen" zu finanzieren, betont Dvorak.

Microsofts Strategie sei eine Reminiszenz an eine gescheiterte Hamburger-Kette der 1970er-Jahre. Anstatt selbst Marketing und Forschung zu betreiben, wartete man lediglich darauf, dass McDonalds eine neue Filiale öffnete und positionierte sich dann selbst in die Nähe. Vielleicht wäre es besser Microsoft würde die Milliarden-Gewinne nutzen, um etwas ganz eigenes auf die Beine zu stellen. Beim Kopieren kam bislang immer noch das Gleiche heraus. (zw)