Teheran - Die iranischen Revolutionsgarden haben für den Fall eines israelischen Angriffs mit einem Vergeltungsschlag gegen Israels Atomanlagen gedroht. "Sollte das zionistische Regime den Iran angreifen, würden wir mit Sicherheit einen Schlag mit unseren Raketen gegen seine Nukleareinrichtungen führen", sagte der Kommandant der Pasdaran-Elite-Einheiten, Mohammad al-Jafari, am Samstag dem staatlichen Fernsehsender Al-Alam. Ganz Israel liege in Reichweite der iranischen Raketen. Israel hat das Atomprogramm Teherans wiederholt als Bedrohung seiner Existenz bezeichnet.

Zwei Drittel der Israelis hatten sich in Umfragen für einen präventiven Angriff auf Irans Atomanlagen ausgesprochen. Die israelische Regierung hatte mehrfach durchblicken lassen, dass sie sich "alle Optionen" - und damit auch den Einsatz von Gewalt - vorbehält, um den Iran an der Entwicklung einer Atombombe zu hindern. 1981 hatte Israel mit einem spektakulären Lufteinsatz den mit französischer Hilfe errichteten irakischen Atomreaktor "Osirak" zerstört.

"Notwendig, Schritte gegen den Iran zu unternehmen"

Der israelische Vizepremier Silvan Shalom sagte dieser Tage laut Medienberichten: "Wir vergeuden wichtige Zeit damit, darauf zu warten, dass der UNO-Sicherheitsrat Sanktionen gegen den Iran verhängt. (...) Es ist notwendig, Schritte gegen den Iran zu unternehmen, die Zeit läuft ab." Israel könne eine Aufrüstung des Iran mit atomaren Waffen nicht akzeptieren. Außerdem würde der Iran nach dem US-Abzug in den Irak vordringen, um "eine schiitische Kontinuität in der Region (zu) schaffen", wurde Shalom zitiert. Saudi-Arabien soll Israel nach einem britischen Zeitungsbericht Zustimmung zum Überfliegen seines Luftraums im Falle eines Angriffs auf iranische Atomanlagen signalisiert haben. Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten hatte den "Times"-Bericht als "fundamental falsch und absolut haltlos" zurückgewiesen.

Der scheidende Chef der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO), Mohamed ElBaradei, hatte vor verhängnisvollen Folgen eines etwaigen israelischen Militärschlags gegen Nuklearanlagen im Iran gewarnt: "Es wäre völlig verrückt, den Iran anzugreifen. Das würde die Region in einen einzigen großen Feuerball verwandeln, und die Iraner würden sofort mit dem Bau der Bombe beginnen" - mit "der Unterstützung der gesamten islamischen Welt", hatte der IAEO-Chef gesagt.

Deutscher Bericht "haltlos"

Der Chef der Revolutionsgarden, Mohammad Jafari, wies zudem einen Medienbericht zurück, wonach der Iran binnen sechs Monaten in der Lage sein soll, eine Atombombe fertigzustellen. Die deutsche Illustrierte "stern" hatte Mitte Juli berichtet, der Iran sei nach Informationen des deutschen Bundesnachrichtendienstes (BND) innerhalb eines halben Jahres in der Lage, die Atombombe zu bauen und unterirdisch zu testen. "Der deutsche Bericht ist vollkommen haltlos", sagte Jafari dazu. "Der Iran verfolgt keine derartigen Tests."

"Mit solchen Unterstellungen und psychologischer Propaganda wird lediglich versucht, den technologischen Fortschritt im Iran zu verhindern", zitierte die Nachrichtenagentur ILNA den Kommandanten. Auch Diplomaten am Sitz der Internationalen Atomenergieorganisation in Wien hatten sich skeptisch gezeigt, dass der Iran schon so schnell eine Bombe bauen könnte.(APA/Reuters)