Eine Nachspeise ist nicht rassistisch. Und wenn ein Eiskonzern wie Eskimo die Sorte "Mohr im Hemd" mit dem Slogan "I will mohr" bewirbt, ist das ebenso wenig rassistisch.

Warum? Weil es ein Wort nie sein kann. Sondern nur Menschen. Auf dem Etikett eines "Negerbieres" einen Comic-Medizinmann samt Knochen abzubilden ist rassistisch. In einem Zeitungskommentar Schwarze mit großen Genitalien zu assoziieren ist rassistisch. In der U-Bahn plötzlich mit dem Blick auf einen schwarzen Mitfahrer über drogendealende Neger zu schimpfen ist rassistisch.

Es ist für die meisten Menschen aber viel einfacher, sich über ein einzelnes Wort zu erregen - ist schnell erledigt, kostet nichts, und man kann sich gut fühlen. Dem Stänkerer in der U-Bahn den Mund zu verbieten traut sich schon keiner mehr. Statt der Wortauslöschung ist die stärkere Sichtbarmachung durch aktive Bevorzugung von Schwarzen ein Weg zur Normalität. In der Polizei etwa. Oder in TV-Serien.

Die Botschaften der Massenmedien sind schlimmer als der "Mohr". Afrika läuft nur unter Krieg, Armut und Korruption. Wie ist die aktuelle Volkshilfe-Kampagne "Für ein Leben ohne Armut" illustriert? Richtig, mit einem schwarzen Kind. Obwohl laut Weltbank auch die Ukraine, Indien und Nicaragua unter den ärmsten Staaten der Erde sind.

Übrigens: Die Mohr-Firma heißt Eskimo - obwohl diese Volksgruppe Inuit heißt und so genannt werden will. (Michael Möseneder, DER STANDARD; Printausgabe, 25./26.7.2009)