Die Wiener Mehlspeisküche hat es in sich. Da bestellte man, um sich zum Sonntagskaffee etwas Gutes zu gönnen, über Jahre hinweg in der Konditorei einen "Mohr im Hemd" oder einen "Indianer mit Schlag". Und auf einmal wird einem dieser Genuss vermiest, nur weil der deftige Schokokuchen oder das schokoladeüberzogene Biskuit mit dem Oberskern Namen tragen, die Afrikaner oder US-amerikanische Ureinwohner verhöhnen?

Dass "unschuldige" Gaumenfreuden aus sprachlichen Gründen auf einmal politisch bedenklich werden - und man sich rückblickend fragen könnte, warum einem die seltsamen Namensgebungen nicht schon früher unangenehm aufgefallen sind -, geht vielen Menschen zu weit. Doch genau so, so unauffällig und selbstverständlich, funktioniert eben der sprachliche Rassismus: dort, wo er sich auf überlieferte, anachronistische Bilder stützt. Zum Beispiel auf den "Mohren", der - früher, als dieses Wort weithin verwendet wurde - als Angehöriger einer "minderwertigen Rasse" galt. Dessen Erwähnung direkt mit Sklaverei und Kolonialismus in Verbindung stand.

All das wird mittransportiert, wenn man das Wort "Mohr" im heutigen Österreich, in der heutigen Einwanderungsgesellschaft, verwendet. Noch dazu in der Werbung, die bekanntlich eines der wichtigsten optischen und verbalen Transportmittel ist. Auch wenn es beim Slogan "I will Mohr" nur um eine Eisbombe geht, die jetzt eine Rassismusdiskussion entfacht hat: Dass diese Art von Rassismus zur Sprache kommt, ist notwendig und wichtig. (Von Irene Brickner, DER STANDARD; Printausgabe, 25./26.7.2009)