Auf Spurensuche der historischen Dimensionen der Dynastie und, damit eng verwoben, der kaiserlich-königlichen Monarchie Österreich-Ungarns begeben sich zwei Publikationen, die sich mit Leben und Tod im Hause Habsburg auseinandersetzen.
Wie das Adelsgeschlecht, das von einer kleinen Grafenfamilie zu Beherrschern großer Teile Europas aufstieg, wohnte, recherchierte die Historikerin Ingrid Haslinger. Die Metamorphosen werden opulent in So lebten die Habsburger, sowohl anhand historischer Gemälde und Skizzen als auch anhand zeitgenössischer Fotos von Gerhard Trumler, illustriert. In den ersten Jahrhunderten ihrer Regentschaft war das Leben der Habsburger in primitiv ausgestatteten Burgen relativ einfach. Die Burgen mutierten zu Residenzen; im Zeitalter des Barock und der Renaissance wurden Zeremoniell, Repräsentation und Interieur der Gemächer bedeutsamer. Architektur und Gärten monumentaler Prachtbauten wie Schönbrunn legen Zeugnis vom imperialen Status ab. Der Prachtband spannt einen detailreichen Bogen vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert, berücksichtigt aber nicht nur die Herrschaftssitze, sondern auch die unzähligen Lustschlösser, Palais, Privathäuser und Landsitze, deren globale Dimensionen auch anhand des geografischen Index augenscheinlich werden. Nicht nur Schlösser, Burgen und politische Dekrete eines Herrschers hinterlassen Spuren, sondern auch Gräber, Gruften und Mausoleen. Akribisch dokumentiert die Historikerin Brigitta Lauro Die Grabstätten der Habsburger. Die Chronologie reicht von der um 1045 erfolgten ersten Grablegung des Grafen Radbot im Benediktinerkloster Muri in der Schweiz bis zur Grabstätte von Kaiser Karl I. in Madeira. Ein Anhang mit Marginalien zu Begräbnissen, Ritualen, ikonografischen Erläuterungen, säkularen Überhöhungen mittels monumentaler Sarkophage, Gruften oder Kapellen erläutern das Selbstverständnis und Selbstbild der Herrscherfamilie sowie die Junktimierung von Kirche und Staat. Ein gigantisch anmutendes Personenregister mit dynastischer Genealogie sowie einem geografischen Index der Wirkungs- und Ruhestätten macht das Opus zum historischen Referenzwerk.
Gleichgültig, ob pragmatische oder ideologische Gründe die Errichtung sowohl der imperial-monumentalen Profanbauten als auch sakraler Grabstätten initialisierten, ident ist ihnen die symbolische, nach außen dokumentierte Wirkung. Die kunsthistorischen Dimensionen entsprechen nachhaltig Status und Wertschätzung der Personen, im Leben wie im Tod. (Gregor Auenhammer, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 25./26.07.2009)