Markus Pohanka verabschiedet sich von "Wien heute".

Foto:ORF/Thomas Ramstorfer

Markus Pohanka geht. Der langjährige Anchorman des ziemlich alt aussehenden Bundesland-Nachrichtenmagazins Wien heute hat genug vom News-Potpourri aus Speiseeisquoten, und stadtpolitischem Furor. Er sagt Tschüssikowski (oder so etwas Ähnliches) und wechselt gleich die Branche. Seine eigentliche Leidenschaft - jene für die Luftfahrt - bringt er künftig als Abteilungsleiter beim Flugsicherungsunternehmen der Austro Control ein.

Wer in den vergangenen Jahren genauer hinschaute, sah so etwas aber kommen. Denn hinter dem sachlichen Moderationsduktus Pohankas und seinem zügigen Engagement blitzte zunehmend der private, bei Sportberichten zuweilen auch mitfühlende Mensch durch. Gemeinsam mit Sportfachmann Martin Lang ließ der Sendungschef anlässlich meist nicht rasend erfreulicher Fußballergebnisse die Schultern zucken. Und ein tröstendes Lächeln schickte er dann hinterdrein, auf dass es in solchen Momenten vor den Geräten zu Hause nicht allzu verdrießlich werde.

Ganz früher noch, da überflügelte die professionelle Sachlichkeit das Mitgefühl. Es ist einige Jahre her, aber unvergessen, als dem jetzt scheidenden Nachrichtensprecher ein grausames Verbrechen zu moderieren oblag: ein blutrünstiger Gattinnenmord. Der Täter hatte seine Frau getötet und deren Körper anschließend in der Badewanne zerstückelt. Der trockene Nachsatz Pohankas: Befragungen im Bekannten- und Familienkreis zufolge habe es in der Beziehung schon längere Zeit "gekriselt". Ja dann! 

Es kann nur so gewesen sein, dass Markus Pohanka zu jener Zeit gerade den Pilotenschein gemacht hat und dem verbalen Abwägen gewisser Tatsachen schlicht enthoben war.  (Margarete Affenzeller, DER STANDARD; Printausgabe, 25./26.7.2009)