Graz - Im Steirischen Landesmuseum Joanneum werden derzeit weitere Restitutionsfälle bearbeitet. Es handelt sich um insgesamt sechs Werke, die aus den Sammlungen von Albert Pollak und Carl Wollner stammen, so Karin Leitner-Ruhe, Restitutionsbeauftragte des Joanneum. Da die gerichtlichen Unterlagen noch nicht vorliegen, konnte die Rückgabe bisher nicht stattfinden.

Die Werke

Unter den sechs Werken, die aus der Sammlung Albert Pollak stammen, ist auch das Aquarell "Landhaushof" von Rudolf von Alt, das bisher in Besitz der Neuen Galerie war und ein malerisches Motiv von Graz zeigt. Vier weitere Werke stammen auch aus der Sammlung des Wieners, der aufgrund seiner jüdischen Abstammung 1940 seinen gesamten Besitz - darunter eben eine umfangreiche Kunstsammlung - den nationalsozialistischen Machthabern überschreiben musste. Er starb kinderlos 1943 in Holland, was die Suche nach rechtmäßigen Erben erschwerte.

Bei dem sechsten Stück, das zurückgegeben werden soll, handelt es sich um ein Knabenporträt eines spanischen Meisters aus dem 17. Jahrhundert aus der Alten Galerie. Es stammte ursprünglich aus der Sammlung von Carl Wollner. Der Wiener Beamte musste ebenfalls sein gesamtes Vermögen überschreiben, wanderte dann aber nach Chicago aus, wo sich sein weiterer Werdegang nur schwer verfolgen ließ. Eine Randnotiz am Werk selbst brachte die Experten auf die Spur des ehemaligen jüdischen Besitzers.

Geklärte Fälle

In den vergangenen zehn Jahren konnten 28 Werke aus den Sammlungen des Landesmuseums Joanneum in Zusammenarbeit mit der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien und dem Österreichischen Nationalfonds an Erben ausgehändigt werden. Die Entschlüsselung der Vugesta-Rechnungsbücher durch Karin Leitner-Ruhe leistete hierbei eine erhebliche Hilfestellung. "Dadurch konnten inzwischen auch scheinbar nicht zu lösende Fälle geklärt werden", zeigt sich Leitner-Ruhe erfreut, die sich nicht nur mit vom Museum selbst aufgeworfenen Problemfällen beschäftigt, sondern auch Anfragen der Kommission für Provenienzforschung in Wien bearbeitet.

Zuletzt wurden drei Restitutionen außerhalb des vor zehn Jahren erstellten Forschungsberichtes getätigt, nachdem neuere Fakten vorlagen. Die berühmteste darunter ist das Bild "Hafen von Triest" von Egon Schiele. Joanneum-Direktor Wolfgang Muchitsch: "Die Restitutionspolitik am Landesmuseum Joanneum beschränkt sich nicht nur auf den Forschungsbericht. Uns ist es wichtig, dass allen Erben ihr rechtmäßiges Eigentum zurückgestellt wird." (APA)