11.000 Menschen ziehen jährlich aus Nicht-EU-Ländern nach Wien, die meisten kommen aus Ex-Jugoslawien und der Türkei.

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Was sie wirklich bringen, zeigt sich allerdings erst in einigen Jahren. 

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Wien - Während sich Innenministerin Maria Fekter für das Thema Zuwanderung ausschließlich im Zusammenhang mit Kriminalität interessiere, sei man in Wien in Sachen Integration schon ein ganzes Stück weiter, sagt Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger. In der Hauptstadt habe man nämlich längst begriffen, dass sich das Bild der Zuwanderung massiv verändere.

"Die Menschen, die heute zu uns kommen, sind gut bis hochqualifiziert, und wir brauchen diese Arbeitskräfte." Zuwanderungsfragen werden dennoch den Wiener Wahlkampf dominieren - weshalb sich die rote Stadtregierung bemüht, der FPÖ in diesem Bereich so wenig Angriffsfläche wie möglich zu liefern.

Seit letztem Oktober bietet die Stadt den 11.000 Neo-Wienern, die jährlich aus dem Nicht-EU-Raum zuziehen, eine Reihe von Orientierungskursen an. 3000 Personen haben die verschiedenen Module in den Bereichen Spracherwerb, Jobeinstieg, Bildungschancen und Wohnen besucht. Der Andrang bei den in der Volkshochschule Favoriten durchgeführten Schulungen sei wesentlich größer als erwartet, man habe 90 Prozent der Neuankömmlinge erreicht, sagt Frauenberger. Die in den Kursen behandelten Inhalte stufen die Teilnehmer laut einer Umfrage des Forschungsinstituts Triconsult durchwegs als hilfreich ein. Das gefragteste Modul sei "Deutsch lernen" - vor "Zusammenleben", "Bildung" und "Gesundheit". 44 Prozent der neuen Migranten ziehen aus dem ehemaligen Jugoslawien nach Wien, die zweitgrößte Zuwanderergruppe stammt aus der Türkei. 14 Prozent der Zuwanderer haben einen Hochschulabschluss, 28 Prozent eine höhere Schule absolviert. Allerdings haben zwei Prozent überhaupt nie eine Schule besucht. Ein Gutteil der neuen Wiener scheint ein Hausfrauen- oder -männerdasein anzustreben: Fast ein Viertel gibt jedenfalls an, nicht in Wien arbeiten zu wollen, drei Prozent haben nicht vor, Deutsch zu lernen.

Mit dem Bildungsprogramm will die Stadtregierung auch Bewohnern, die schon länger in der Stadt sind, mehr Orientierung geben. Selbst Wiener ohne Migrationshintergrund sind laut Frauenberger willkommen: "An den Sommersprachkursen für Kinder nehmen bereits jetzt einige Kinder mit österreichischen Wurzeln teil, die Sprachprobleme haben."

Kaum Mess-Erfahrungen 

Was die neuen Schulungen wirklich bringen, zeigt sich erst in einigen Jahren. "Der Erfolg von Integration ist sehr schwer zu messen", sagt Frauenberger. Man habe sich aber angeschaut, wie das andere Städte machen, und sei dabei, verschiedene Parameter herauszuarbeiten. Im November will die Integrationsstadträtin ein Konzept für das "Migrationsmonitoring" vorlegen - ab dann können Daten zur Effizienz von Integrationsmaßnahmen erhoben werden. (Martina Stemmer, DER STANDARD - Printausgabe, 24. Juli 2009)