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Die Frage nach der Qualität von Produkten ist ebenso alt wie die Geschichte der Güterproduktion.

Foto: REUTERS/Ronen Zvulun

Soziale Verantwortung gewinnt nicht nur in Unternehmen, sondern in allen Arten von Organisationen immer mehr an Bedeutung. Im Zuge dessen stellt sich zunehmend auch die Frage, wie und anhand welcher Kriterien Qualitätssicherung für gesellschaftliche Verantwortung wahrgenommen werden kann. Bereits seit einigen Jahren gibt es Bestrebungen dies in Normen und Richtlinien umzusetzen.

Die Frage nach der Qualität von Produkten ist ebenso alt wie die Geschichte der Güterproduktion. Bereits im alten Agypten wurden Qualitätskontrollen beim Bau der Pyramiden durchgeführt, im Mittelalter setzten die Zünfte Schaumeister zur Kontrolle ein und verfassten umfangreiche Regelwerke. Mit dem Taylorismus und der Arbeitsteilung wurden zahlreiche Qualitätsstandards eingeführt, die im 20. Jahrhundert durch einheitliche internationale Normen ersetzt wurden. Seit den 1990er-Jahren ist ein durchgehendes Qualitätsmanagement für das gesamte System nicht mehr wegzudenken.

Von den bekannten ökonomisch orientierten, auf die Produktebene abzielenden Qualitätsmodellen war es ein nachvollziehbarer Schritt, Qualitätssicherung auch bei Gesellschaftlicher Verantwortung zu fordern. In den Anfängen wurden bereits bekannte Methoden und Werkzeuge auf Gesellschaftliche Verantwortung umgelegt bzw. angepasst. Zum Beispiel wurde die Balanced Scorecard für das Drei-Säulenmodell der Nachhaltigkeit transformiert (Sustainability Balanced Scorecard). Damit wird die Verbindung mit der Managementsystematik hergestellt: Setzt eine Organisation Gesellschaftliche Verantwortung in ihrem Handeln um, sollte im Hintergrund ein entsprechendes Managementsystem stehen, das für stabile Rahmenbedingungen und Qualität sorgt. Das klassische Qualitätsmanagement bildet hierbei die Basis und muss mit Regeln der Nachhaltigkeit und Gesellschaftlicher Verantwortung verschmolzen werden.

In den letzten Jahren wurden einige bedeutende Initiativen zum Thema Qualitätssicherung von CSR und gesellschaftlicher Verantwortung im Allgemeinen gegründet und auch die OECD und UN haben sich damit intensiv auseinandergesetzt. Beispiele sind das EU Grünbuch, die GRI Leitlinien, die ILO Arbeitsnormen, die ISO 26000 , die OECD Leitsätze für multinationale Unternehmen, die SA 8000 Norm oder der UN Global Compact.

Seit 2004 läuft der Erstellungsprozess der ISO 26000 "Guidance on Social Responsibility". Die ersten Ideen wurden bereits 2001 entwickelt und werden in der Arbeitsgruppe ISO/TMB/WGSR diskutiert und umgesetzt. Derzeit arbeiten 91 Länder und 42 Organisationen daran, einen international akkordierten nicht zertifizierbaren ISO-Standard zu entwickeln, der praktische Leitlinien zur gesellschaftlichen Verantwortung von Organisationen zur Verfügung stellt. Das Dokument wird in einem weltweit einzigartigem Multistakeholder-Prozess entwickelt, in welchem erstmals 6 Anspruchsgruppen (Unternehmen, Regierung bzw. Behörden, Konsumenten, Arbeitnehmer, Wissenschaft/Dienstleistung und Andere sowie NGOs) Handlungsfelder gesellschaftlicher Verantwortung definieren: Organisationsführung, Menschenrechte, Arbeitsbedingungen, Umwelt, anständige Handlungsweisen von Organisationen, Konsumentenfragen und regionale Einbindung und Entwicklung des Umfelds. Ebenso geht es um Orientierung zur organisationsweiten Integration gesellschaftlicher Verantwortung z.B. im Umgang mit Stakeholdern oder auch die Berichterstattung betreffend. Die Norm soll mit bestehenden internationalen Dokumenten, Abkommen, Konventionen und Normen stimmig sein und zu deren Aussagen keinen Widerspruch aufbauen: Das Bewusstsein für "Social Responsibility" soll gestärkt werden. Die Erstveröffentlichung der ISO 26000 "Leitlinie gesellschaftlicher Verantwortung" ist für 2010 geplant.

Besonders erwähnenswert war der bisherige Prozess zur Erstellung der Norm. Dipl.-Ing. Dr. Karl Grün (Director Development, Austrian Standards Institute) dazu: Es ist bei der Entwicklung der ISO 26000 gelungen, über 430 Expertinnen und Experten als Repräsentanten der Wirtschaft, Verwaltung, Arbeitnehmer, Konsumenten, Dienstleistung, Beratung, Forschung, und von Nichtregierungsorganisationen aus 91 Staaten und von 42 internationalen Organisationen einzubinden. Gemeinsam kommen sie zu dem Verständnis, was gesellschaftliche Verantwortung von Organisationen - seien es auf Gewinn orientierte oder nicht auf Gewinn orientierte - charakterisiert und wie diese Verantwortung im "Alltag" der Organisation gemeinsam mit ihren Stakeholdern für alle nutzbringend gelebt werden kann.