Grundlagenforschung in Österreich wird vor allem nach dem Bottom-up-Prinzip gefördert. Will heißen: Die Forscher reichen beim Wissenschaftsfonds FWF ihre ureigenen Projekte und Themen ein, die je nach Qualität des Ansuchens gefördert werden.

Im Gegensatz zu dieser Förderung "von unten" gibt es aber auch noch das Top-down-Prinzip - von dem in Österreich allerdings vergleichsweise wenig Gebrauch gemacht wird: Dabei werden "von oben" thematische Vorgaben gemacht, um die Scientific Community zu animieren, in solchen vielversprechenden Forschungsgebieten tätig zu werden.

Unmittelbar nach der "Entzifferung" des menschlichen Genoms im Jahr 2000 hat man in Österreich Genomik und Proteomik - also die Erforschung von Genen und Proteinen in ihren komplexen Wechselspielen - als solch ein lohnendes Forschungsfeld identifiziert und ein hoch dotiertes Programm aufgesetzt: Unter dem Kürzel Gen-AU fördert das Wissenschaftsministerium bis 2012 einschlägige Forschungen mit insgesamt 100 Millionen Euro. Abgewickelt wird es von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG.

Zum Start des letzten Programmdrittels zogen die Verantwortlichen - Wissenschaftsminister Johannes Hahn, FFG-Geschäftsführerin Henrietta Egerth und für die Wissenschaft Giulio Superti-Furga - vor wenigen Tagen eine positive Zwischenbilanz: In den ersten beiden Gen-AU-Phasen wurden insgesamt 58 Projekte gefördert. Daraus sind immerhin rund 350 wissenschaftliche Publikationen und rund 30 Patente hervorgegangen.

Unter den Geförderten finden sich eine Reihe bekannter Namen: neben Superti-Furga unter anderem der Molekularbiologe Josef Penninger und der Grazer Biochemiker Rudolf Zechner. Dazu gab es unter dem Akronym Elsa auch Begleitforschungsprojekte, bei denen Sozialwissenschafter mit Biowissenschaftern zusammenarbeiteten, was in Österreich bislang noch nicht allzu oft passierte.

In der dritten Phase wird nun ein besonderer Schwerpunkt auf systembiologische Ansätze gelegt sowie die internationale Integration der österreichischen Biowissenschaften gestärkt. Was nach 2012 kommt, ließ Minister Hahn offen. Überlegt würden kleinere Ausschreibungen für die Biowissenschaften. Und womöglich gibt es in einem anderen Bereich ein ähnlich großes Programm. Wenn das Geld dafür vorhanden ist. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 22.07.2009)