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Ein eigenes MS-Linux bleibt zwar weiterhin ein Fantasieprodukt, die Zusammenarbeit intensiviert man derweil aber schon mal.

Grafik: Archiv

Noch vor einigen Jahren hätten wohl viele jegliche Öffnung von Microsoft gegenüber der Open-Source-Welt für vollständig unmöglich gehalten, so deftig war die Rhetorik der Redmonder gegenüber Linux und Co. Doch die Zeiten haben sich geändert, und dies nachhaltig, wie nun eine aktuelle Pressemeldung des Unternehmens verdeutlicht.

Entwicklung

So kündigt Microsoft an, dass man rund 20.000 Zeilen Code für den Linux-Kernel geschrieben hat, dieser wird nun unter der GPLv2 veröffentlicht. Konkret handelt es sich dabei um Treiber, die den Betrieb von Linux in einer mit HyperV virtualisierten Umgebung optimieren sollen.

Umdenken

Ursprünglich hatte Microsoft die Hyper-V Linux Integration Components (LinuxIC) als proprietäre Software entwickelt und veröffentlicht. Eine Herangehensweise, die allerdings inkompatibel mit der vom Kernel verwendeten GPLv2 ist, entsprechend also nicht fix mit einem System ausgeliefert werden konnte. KundInnen sind dann an Novell mit diesem Problem herangetreten, das offenbar Microsoft zum Umdenken bewegen konnte.

Unterstützung

Hilfestellung bei der Umsetzung gab dann Novells Greg Kroah-Hartmann, dies im Rahmen des Linux Driver Project, wie der Kernel-Entwickler in einem Blog-Posting herausstreicht. In dessen Rahmen unterstützt er monatlich im Schnitt zwei neue Unternehmen dabei ihren Code für den Kernel vorzubereiten. Hartmann verweist allerdings auch darauf, dass noch einiges an Arbeit vor den EntwicklerInnen liegt, bevor der Code wirklich für eine fixe Aufnahme in den Kernel bereit ist. So will Kroah-Hartmann das Ganze zunächst in den Linux-Next-Kernel aufnehmen, für eine Integration in den Mainline-Kernel visiert man die übernächste Major Release - Kernel 2.6.32 - an.

Motivation

In einem Q&A zur Veröffentlichung des Codes äußert sich das Unternehmen dann auch noch zur Motivation hinter der Veröffentlichung: Da man Linux-Code benutzt habe, habe man auch die Verpflichtung, die eigenen Treiber zu Open Source zu machen, auch könne man nur so sicherstellen, dass HyperV bestmöglich mit Linux zusammenarbeite. Die jetzige Veröffentlichung ist zwar nicht die erste Freigabe von Microsoft unter der GPL, aber fraglos die umfangreichste. Damit bestätigt das Unternehmen indirekt auch die Validität der freien Lizenz, eine Lizenz, die man vor Jahren noch mit Worten wie "unamerikanisch" bedacht hatte.

Platzierung

Die Öffnung von Seiten Microsofts ergibt eine interessante Verschiebung im Virtualisierungsbereich. So scheinen die Redmonder mittlerweile bessere Chancen für eine fixe Integration mit dem Linux Kernel zu haben, als der Marktführer VMware. Dieser ist zwar schon seit Jahren im Linux-Bereich engagiert, die Treiber hat man bislang aber nicht im Kernel unterbringen können, auch wurde dem Unternehmen immer wieder vorgeworfen die GPLv2 in den eigenen Produkten zu verletzen. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 21.07.2009)