Bleiben die Oberränge des Klagenfurter Stadions, oder fallen sie dem Rückbau zum Opfer? Der Bund weigert sich, mehr zu zahlen.

Klagenfurt - Nicht nur dass die EURO 2008 die Klagenfurter Bevölkerung dreimal so teuer kommt wie geplant. Bis heute ist offen, was nun mit dem Stadion passieren soll. Ursprünglich hatten Stadt- und Landespolitiker, allen voran Klagenfurts Ex-Bürgermeister Harald Scheucher (VP) und der verstorbene Landeshauptmann Jörg Haider (BZÖ), der Klagenfurter Bevölkerung versprochen, das Stadion von 30.000 (für drei EM-Vorrundenspiele) auf zunächst 12.500 Sitzplätze zurückzubauen.

Damit sollten Stadiongegner wie Anrainer beruhigt werden. 2008 einigte man sich mit dem damaligen Sportstaatssekretär Reinhold Lopatka (VP) auf einen Rückbau auf 22.000 Sitzplätze. Das sollte laut einem Zusatz zum Fördervertrag aus dem Jahre 2005 der Bund mit 10,6 Millionen Euro finanzieren. Kurzfristig gefiel den Kärntner Politikern das große Stadion mit dem "internationalen Flair" so gut, dass man es überhaupt nicht mehr zurückbauen wollte. Ideen für eine gewinnbringende Nachnutzung hatten sie aber nicht.

Jetzt stellt sich heraus, dass der ins Auge gefasste Rückbau wesentlich teurer ist als ursprünglich ausverhandelt - rund 17, 8 Millionen. Sportminister Norbert Darabos (SP) weigert sich jedoch, mehr zu zahlen, und beruft sich auf die seinerzeitige Vereinbarung mit Scheucher und Haider.

Scheucher, mittlerweile als Bürgermeister abgewählt, macht nun Sportparkdirektor Manfred Pock sowie Magistratsdirektor Peter Jost für die Kostenexplosion verantwortlich. Diese verweisen allerdings darauf, dass sie Scheucher bereits vor der EURO 08 auf die tatsächlichen höheren Kosten schriftlich aufmerksam gemacht hätten. Scheucher habe das bei den Verhandlungen mit dem Bund jedoch nicht berücksichtigt. Jetzt stelle sich auch die Frage, ob Scheucher den Stadtsenat sowie den Klagenfurter Gemeinderat hintergangen habe, da beide Gremien für ein Verhandlungsmandat mit dem Bund hätten zustimmen müssen.

Vorwahl-Verhandlungen

Die Klagenfurter Grünen überlegen nun eine Strafanzeige gegen Scheucher. Warum der frühere Bürgermeister dem damaligen Sportstaatssekretär Reinhold Lopatka bei der Rückbau-Verhandlungen keinen reinen Wein einschenken und den Steuerzahlern ein Finanzierungsloch von fast sieben Millionen aufbürden wollte, kann sich Pock nur so erklären: "Scheucher und Landeshauptmann Haider standen vor Wahlen, da brauchte man eben einen schnellen Verhandlungserfolg."

Die Oberränge des Stadions wurden bisher vonseiten der Stadt Klagenfurt von der Baufirma Porr nur angemietet - um satte 1,2 Millionen Euro pro Quartal. Das kann sich das finanzmarode Klagenfurt nicht mehr leisten - das Stadion in der ursprünglichen Größe zu belassen, ebenfalls nicht. Denn der Ankauf der gemieteten Ränge samt Fertigstellung des Stadions würde gleichfalls rund 17 Millionen kosten.

Der neue Klagenfurter Bürgermeister, Christian Scheider (BZÖ), stellt klar: "Wenn der Bund nicht zahlt, wird eben auf 12.500 Sitze zurückgebaut." Dann gäbe es im Klagenfurter Stadion aber keine Länderspiele mehr. (Elisabeth Steiner, DER STANDARD Printausgabe, 21.07.2009)