Wien - Die Wirtschaftskrise verdirbt Finanzinvestoren zunehmend das Geschäft. Drehten die Unternehmensjäger vor Jahren noch unzählige große Milliardendeals, kann man die Übernahmen heute fast an einer Hand abzählen. Den einst als "Heuschrecken" gebrandmarkten Finanzinvestoren ist mangels Krediten die Kraft ausgegangen. Experten sagen einen Ausleseprozess voraus, den nur die stärksten Häuser überstehen dürften.

Marktbereinigung

"Die Schwachen werden wohl still und heimlich vom Markt verschwinden", erwartet Volker Brühl, Bereichsvorstand Unternehmensfinanzierung bei der WestLB. Statt sich über satte Renditen zu freuen, müssen sich die Private-Equity-Manager von bekannten Größen wie KKR, Permira oder Carlyle derzeit mit Problemfällen im Portfolio beschäftigen. "Das ist harte Arbeit, die auch nicht so lukrativ ist wie das Geschäft der Vergangenheit", betont Brühl. Um die traditionell hochverschuldeten Unternehmen in Private-Equity-Hand zu retten, bleibt oftmals nur eine Kapitalspritze, wie KKR dies etwa bei der Werkstattkette ATU vorgemacht hat. Bleibt diese aus, droht die Entmachtung durch die Gläubiger - dies musste der französische Finanzinvestor PAI Partners beim Schornsteinhersteller Monier schmerzlich erfahren.

Auch bei der Suche nach passenden Beteiligungen tun sich Investoren schwer. "Oft ist die Schuldenlast der Unternehmen zu groß", sagt Ulrich Eckhardt vom Schweizer Beteiligungsunternehmen Capvis Equity Partners. Auch die Banken halten sich als Kreditpartner zurück. "Keine Bank will mehr etwas alleine machen", sagt Eckhardt zum Standard. Die klassischen Großbanken würden sich zudem auf ihren Heimatmarkt zurückziehen und sich auf das Geschäft vor Ort konzentrieren.

Glaubwürdigkeit gefragt

Derzeit gehe es vor allem darum, Glaubwürdigkeit zu beweisen. Die Frage, die laut Eckhardt jetzt beantwortet werden muss heißt: "Warum braucht es die Beteiligungsfonds?" Es gehe darum zu zeigen, dass man mit einem Unternehmen "Geschichte schreiben will, und nicht schnelle Gewinne".

"Die Branche steht vor einem radikalen Umbruch", stellt auch Martin Hintze, Direktor von Goldman Sachs, fest. Das dürften einige der Investoren nicht überstehen, die im Boom 2006 und 2007 teuer kauften. "Das ist normal für unsere Branche, aber der Anpassungsprozess wird durch die Krise beschleunigt", betont Hintze.

Wer derzeit frische Mittel von seinen Investoren benötigt, wird diese wohl nur schwer bekommen - denn Geldgeber wie Versicherungen haben von vielen Private-Equity-Firmen mangels Verkäufen seit langem keine Ausschüttungen mehr gesehen.

Kurzfristig sehen die meisten Private-Equity-Manager die größten noch verbliebenen Chancen im Kauf von Sanierungsfällen, die es in der Rezession in Massen und sehr günstig gibt. (bpf, Reuters, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 20.7.2009)