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FBI-Agentin Olivia Dunham (rechts), Dr. Walter Bishop (Mitte) und dessen Sohn Peter Bishop.

Foto: Archiv

Vom Unerklärlichen zu erzählen ist eine Gratwanderung: Nicht zu vage dürfen die Mysterien bleiben, um die Handlung nicht erlahmen zu lassen. Und nicht zu viel darf offenbar werden, um das Überirdische nicht seiner Reize zu berauben.

Wenige TV-Serien schaffen langfristig diese Balance, schon Akte X ging in späten Folgen den Weg des allzu Offensichtlichen. Den Genrenachfolger Fringe mögen alle Heiligen spannungsaufbauender Verklärung und Serienmacher J. J. Abrams vor solchem Spannungsabfall bewahren. Die erste Staffel, die jetzt auf ProSieben läuft, schwimmt mutig gegen den Forensik-Tsunami an und taucht im Motivinventar alter Vorlagen, um sich der unabkömmlichen Weltenverschwörung (sic! - mehrere Universen scheinen involviert) entsprechend zu nähern.

Die Serie erweckt die Figur des verrückten Professors Frankenstein'scher Art zum Leben. Als Kind verbotener Regierungsforschung aus den Untiefen der 70er- und 80er-Jahre seziert er mit Liebe möglichst verunstaltete Leichen und löst Probleme mit Drogencocktails und Schädelaufbohren. Die Erinnerung an sein halbes Leben, in dem er alles Verbotene erforscht hatte, kam ihm im Irrenhaus abhanden. Und im Laboratorium hält er sich eine Kuh: Der Australier John Noble alias Dr. Bishop schwingt sich als verrückt-genialer Grenzwissenschafter zum ehrwürdigen Schutzheiligen des halbdunklen Trivialgenres auf, injiziert der Sache notwendigen Humor und macht das Gegengewicht zur ernsten, hauptfigürlich schönen Olivia, die als FBI-Arbeitstier Monster und Verschwörer verprügelt.

Eine zweite Staffel ist bestellt. Davor wird Montag Abend die toughe Olivia selbst zum Opfer: Sie träumt von Morden, die tatsächlich passieren. (Alois Pumhösel, DER STANDARD; Printausgabe, 20.7.2009)