25. Juli 1934: Exekutivbeamte vor dem von Putschisten besetzten Ravag-Gebäude in der Johannesgasse 4a in Wien.

Foto: Österreichische Nationalbibliothek

Der Juliputsch 1934 der österreichischen Nationalsozialisten war der erste staatliche Umsturzversuch einer illegalen Bewegung, der mithilfe moderner Kommunikationsmittel ausgelöst bzw. gesteuert werden sollte. Die österreichische SA-Führung in Deutschland nützte für ihre Aufstandsbefehle überwiegend Funkverkehr; die SS versuchte ihre Verbündeten durch eine Radiomeldung zu mobilisieren. Bei dem Umsturzversuch und den anschließenden militärischen Auseinandersetzungen (25. bis 28. Juli 1934) mit Exekutive bzw. Bundesheer wurden fast 300 Menschen getötet. Im Folgenden werden jahrzehntelang unbekannte, zentrale Aspekte der Putschvorbereitungen präsentiert: das erbitterte Ringen konkurrierender illegaler NS-Fraktionen um die Staatsmacht in Österreich.

In den frühen Nachmittagsstunden des 24. Juli 1934 kehrte Theobald Skudnigg nach einer zweitägigen Geheimmission ins Stabsquartier der illegalen Kärntner SA-Brigade zurück. Der Stabsführer und Stellvertreter des Brigadeführers Reschmann übermittelte für die Gruppe Südmark (Kärnten und Steiermark) bestimmte Weisungen aus München, von wo aus nach dem Verbot der österreichischen NSDAP und ihrer Untergliederungen im Juni 1933 sowohl die emigrierte Landesleitung als auch die von Obergruppenführer Hermann Reschny geleitete Obergruppe XI

(Österreich) der SA die illegale Propaganda und die terroristischen Aktionen der österreichischen Nazis steuerten - teils gemeinsam, häufiger jedoch isoliert voneinander und bei der Vorbereitung des bewaffneten Aufstandes gegen das Dollfuß-Regime zunehmend gegeneinander.

Die von der exilierten SA-Führung erhaltenen Informationen und Weisungen besagten u. a.:

"1) Das Stichwort ,Elementarereignis' fällt aus und sind an dessen Stelle folgende neue Stichworte für den Gruppenbereich S. (Süd) zu setzen: 'Sommerfest, Preisschießen, Losgehen'.

2) Ein Losschlagen, wie überhaupt 'Sommerfest' (...), kommt nur auf Funkbefehl der Obergruppe XI in Frage. (...)

5) Die jeweiligen P. O. (Politische Organisation)-Bezirksleiter übernehmen die Stellen der Landes-Bezirkshauptleute, der Gaubevollmächtigte die Stelle des Landeshauptmannes und der jeweiligen (SA-)Brigadeführer die Stelle des Sicherheitsdirektors."

Die in München erhaltenen, mit chemischer Tinte geschriebenen Aufträge für die Gruppe Südmark wurden noch am Abend des 24. Juli durch Motorradkuriere nach Graz bzw. Leoben weitergeleitet und erreichten ihre Adressaten - August Meyszner, der die mittelsteirische SA-Brigade führte, und Konstantin Kammerhofer, den Leiter der obersteirischen Brigade. Eine Brigade umfasste in der Regel zwischen 3000 und 5000 SA-Angehörige. Die Kärntner Emissäre indes hätten sich den Weg in die Steiermark ersparen können, denn Kammerhofer und Meyszner ignorierten die Weisungen des Chefs der österreichischen SA und folgten ganz anderen Befehlen.

Tödlicher Schuss

Tags darauf besetzten gegen 13 Uhr etwa 140 in Militäruniformen gekleidete Angehörige der SS-Standarte 89 das Bundeskanzleramt, den tödlichen Schuss auf Kanzler Dollfuß feuerte der Putschist Otto Planetta ab, ein ehemaliger Stabswachtmeister des Bundesheeres. In exakter zeitlicher Übereinstimmung drang ein 15-köpfiger Trupp von SS-Leuten unter Führung von Hans Domes in das Sendehaus der Ravag ein und ließ über den diensthabenden Sprecher die mystifizierende Meldung verlautbaren: "Die Regierung Dollfuß ist zurückgetreten. Dr. Rintelen hat die Regierungsgeschäfte übernommen!" Die Rundfunkmeldung der isolierten und nach kurzer Zeit überwältigten Ravag-Putschisten fand nicht den erwarteten Widerhall, die Unterstützung der SA in den Bundesländern blieb aus - außer in der Steiermark.

Im Bezirk Deutschlandsberg erhoben sich die illegalen Nazis bereits zwischen 13 und 14 Uhr, hissten Hakenkreuzfahnen, besetzten Gendarmerieposten, Postämter und andere öffentliche Gebäude, verhafteten lokale Honoratioren und waren bald in heftige Kämpfe mit den staatlichen Sicherheitskräften verwickelt. Von hier aus dehnte sich der Aufstand in den folgenden Stunden über weite Teile der Steiermark aus. Die stärkste lokale Konzentration war in Leoben zu verzeichnen, wo zeitweilig 2000 gut bewaffnete Insurgenten zahlenmäßig weit unterlegenen Regierungskräften gegenüberstanden.

Trotz einiger Anfangserfolge war jedoch die Erhebung zum Scheitern verurteilt, vor allem deshalb, weil zwei Grundvoraussetzungen fehlten, die den meisten taktischen Planungen zugrunde lagen: Zum einen blieb das Bundesheer loyal, während die Putschisten zumindest mit dessen wohlwollender Neutralität, wenn nicht mit einem direkten Eingreifen zu ihren Gunsten gerechnet hatten. Zum anderen war es nicht zuletzt die teilweise Ungleichzeitigkeit der einzelnen Aufstandsbewegungen, die eine stärkere Mobilität der staatlichen Exekutive und damit eine relativ rasche Niederschlagung der Revolte in den Bundesländern begünstigte. In Kärnten erhoben sich die Nazis erst am frühen Nachmittag des 26. Juli, als sich die Kämpfe in der Steiermark bereits dem Ende zuneigten. In Salzburg und Oberösterreich kam es am 27. Juli nur zu lokal begrenzten Erhebungen.

Die Gründe für dieses scheinbar völlig unkoordinierte Vorgehen sind erst seit kurzem bekannt, ebenso die Organisatoren und die auslösenden Kräfte der NS-Aufstände in den Bundesländern. Die seit 30 Jahren in der Forschung fest verankerte These, derzufolge der durch die NSDAP-Landesleitung (unter maßgeblicher Beteiligung von Theo Habicht, Gustav Wächter und Rudolf Weydenhammer) vorbereitete SS-Putsch in Wien und die blutigen Ereignisse in den Bundesländern nicht oder nur lose miteinander verknüpft gewesen seien, ist nicht haltbar. Vielmehr bedeutete der NS-Aufstand in der Steiermark intentional und funktional eine unmittelbare Unterstützung der Wiener Putschisten und war auch zeitlich präzise auf die Vorgänge in Wien abgestimmt. Die ausgedehnten Aktionen in der Steiermark wurden jedoch weder von der SA-Obergruppe XI in München noch von militanten lokalen SA-Führern geplant und initiiert, sondern von der Landesleitung, mit starker Unterstützung durch die Repräsentanten des Steirischen Heimatschutzes, dessen zentrale Rolle im Kontext des Juliputsches 1934 bisher weitgehend vernachlässigt worden ist.

Seit jeher betont deutschnational ausgerichtet, geriet der seit 1919 bestehende Steirische Heimatschutz nach seiner organisatorischen Verselbstständigung von der österreichischen Heimwehr und dem Bruch mit dem Heimwehr-Bundesführer Starhemberg (1932) immer stärker in den Sog der rasant anwachsenden NS-Bewegung. Als im selben Jahr Konstantin Kammerhofer die Führung des Steirischen Heimatschutzes übernahm, ergänzte dieser die ideologische Grundlage des faschistischen Wehrverbandes um eine stark antisemitische Komponente. Am 22. April 1933 schlossen Kammerhofer und die NSDAP eine "Kampfgemein-schaft" (Liezener Abkommen), und am 1. Mai 1933 flogen die Heimatschutz-Führer nach Berlin, um Hitler "bedingungslose Treue" zu schwören.

Die gleichzeitige Illegalisierung beider Organisationen im Juni 1933 verstärkte die gegenseitigen Bindungen. Das sogenannte "Venediger Abkommen" (November 1933), an dem u. a. Habicht, Reschny, der steirische NSDAP-Gauleiter Oberhaidacher sowie Kammerhofer und Rauter teilnahmen, sah bereits eine etappenweise politische und organisatorische Vereinigung vor.

Die führenden Funktionäre des Steirischen Heimatschutzes - erprobte rechtsradikale Abenteurer, die bei fast allen konterrevolutionären Unternehmen seit 1919 ihre Hand im Spiel gehabt hatten - übernahmen im Zuge des Fusionsprozesses mit der steirischen NSDAP zwischen November 1933 und Frühjahr 1934 zwar die wichtigsten Funktionen in der SA (und ebenso in der kommissarischen Gauleitung im Land), innerlich standen sie aber der SA, die nach dem sogenannten "Röhm-Putsch" (30. 6. 1934) ihrer Führung beraubt und politisch entmachtet worden war, völlig fern.

Dies gilt auch und in besonderem Maße für Hanns Albin Rauter (ab Herbst 1921 Stabschef des Steirischen Heimatschutzes), der im November 1933 als SA-Standartenführer zum Stab Reschnys übernommen werden sollte, sich aber sofort zur Landesleitung beurlauben ließ, wo er an allen Gauleitersitzungen teilnahm, die Interessen der steirischen Heimatschützer bei der Überleitung in die NSDAP vertrat und bei den späteren Putschvorbereitungen die Fäden zog.

Für das kühle Verhältnis zur SA-Führung in München waren wohl weniger politisch-ideologische Faktoren maßgeblich als vielmehr maßloser Ehrgeiz, persönliche Rivalitäten und gekränkte Eitelkeit - ein Phänomen, dem wir bei der Analyse des Juliputsches (nicht nur) im Verhältnis zwischen SA und Steirischem Heimatschutz fortwährend begegnen.

Ränkespiele

Die spezifische steirische Konstellation - d. h. die Planung eines im Wesentlichen unter der Ägide von Habicht und Rauter abrollenden Aufstandsunternehmens der SA und der in diese integrierten ehemaligen Heimatschutzverbände unter gleichzeitiger Ausschaltung der übergeordneten SA-Instanzen - erforderte eine ganze Reihe von Tarnungen, Täuschungen und Manipulationen, die auch eine weitgehende Instrumentalisierung der ahnungslosen SA-Basis inkludierte.

Die Motive für die Abschirmung des steirischen Unternehmens gegenüber Reschny werden verständlicher, wenn man sie in einen größeren politischen Rahmen einordnet: Habicht (inklusive SS) und die SA-Obergruppe XI waren bei ihren zahlreichen früheren Putschplänen phasenweise aufeinander angewiesen, intrigierten aber zugleich aus machtpolitischen Ambitionen gegeneinander, was sich auch in wechselseitigen Denunziationen bei Hitler niederschlug, der Habicht 1931 als Führer der österreichischen NSDAP eingesetzt hatte, andererseits aber Reschny seit 1927 als die verlässlichste Stütze innerhalb der SA ansah. Reschnys Sabotage der Pläne seiner Kontrahenten ging sogar so weit, dass er im Mai 1934 über Mittelsleute den österreichischen (!) Behörden Fotos und Decknamen führender Mitarbeiter der Landesleitung zuspielte, was nach dem "Anschluss" parteiintern ruchbar wurde, jedoch erstaunlicherweise folgenlos blieb.

Bei diesen Kontroversen und Ränkespielen in der ersten Jahreshälfte 1934 ist zudem stets der einem Höhepunkt zustrebende Konflikt zwischen SA und SS als allgemeiner Faktor miteinzubeziehen, verschärft durch die beidseitige Absicht, außerhalb der Reichsgrenzen durch eine gewaltsame Auseinandersetzung politisches Terrain zu gewinnen.

Reschny konnte im Rahmen der anvisierten Machtergreifung von seinen Konkurrenten nicht gänzlich umgangen werden - immerhin führte er das Kommando über annähernd 30.000 illegale SA-Leute in Österreich und fast 10.000 SA-Flüchtlinge, die im Rahmen der Österreichischen Legion erfasst waren, in zahlreichen bayerischen "Hilfswerklagern" eine solide militärische Ausbildung erhielten und von ihren Führern darauf eingestimmt wurden, bei einem vermeintlich bevorstehenden Machtwechsel nach Österreich zurückzukehren. Der österreichische SA-Führer war jedoch erst am 16. Juli 1934 von Habicht in die konkreten Wiener Putschpläne eingeweiht und damit vor vollendete Tatsachen gestellt worden.

Er war ebenso erbittert darüber, dass sich die ursprünglich der SA nahestehende Militärstandarte unter Fridolin Glass im Frühjahr 1934 dem Reichsführer SS unterstellt hatte, eben als Standarte 89, die später in Wien putschte. Die Reschny zugedachte Rolle hätte lediglich darin bestanden, der "siegreichen" SS militärische Rückendeckung zu geben, während die politischen Lorbeeren der Landesleitung zugefallen wären.

Die Obergruppe XI hatte im Juni 1934 begonnen, die österreichischen SA-Einheiten durch massiven Waffen- und Sprengstoffschmuggel aufzurüsten, was zugleich mit einer beispiellosen Welle von Sprengstoffanschlägen und anderen Terrorakten einherging, die bis zum Juliputsch nicht mehr abriss. Es deuten aber viele Anzeichen darauf hin, dass diese Aufrüstung noch nicht jene Stärke erreicht hatte, die aus Sicht der SA-Führung einen bewaffneten Aufstand im Juli 1934 erfolgversprechend erscheinen ließ. Aus einer Reihe von SA-internen Dokumenten wissen wir, dass eine österreichweite Erhebung erst für den Herbst 1934 geplant war.

Dennoch sagte der SA-Obergruppenführer am 16. Juli eine österreichweite Beteiligung der SA zu, sei es, um seine Gegenspieler in Sicherheit zu wiegen, sei es, um nicht gänzlich ins Hintertreffen zu geraten. Habicht und Co dürften aber dem Chef der österreichischen SA zutiefst misstraut haben, denn schon zuvor hatten Vertreter der Landesleitung und/oder des (ehemaligen) Steirischen Heimatschutzes erfolgreich versucht, die steirischen SA-Einheiten auf ihre Linie zu bringen und Reschny auszumanövrieren; vor allem, indem sie die lokalen SA-Führer etwa ab dem 1. Juli 1934 quasi auf einen "Automatismus" einschworen, der die bevorstehende Ravag-Meldung mit der Bewaffnung und Mobilisierung verknüpfte.

Am 22. Juli 1934 waren in der Steiermark die Vorbereitungen zum Aufstand abgeschlossen. Um zu verhindern, dass nichteingeweihte oder misstrauisch gewordene mittlere SA-Führer bei Reschny oder dem Gauleiter Oberhaidacher vorstellig werden könnten, verbot man diesen Personen geplante Instruktionsreisen nach München; stattdessen holten sich etliche "zuverlässige" Emissäre letzte Weisungen von der Landesleitung.

In mehreren steirischen Orten wurden, wie der Historiker Kurt Bauer eruieren konnte, ein bis zwei Tage vor dem "Elementarereignis" sogar Radioabhördienste eingerichtet, um das erwartete Signal nicht zu verpassen - nirgendwo sonst in Österreich war etwas Ähnliches festzustellen. Nach der kurzen Radiomeldung der Ravag-Besetzer erteilte SA-Brigadeführer Kammerhofer am 25. Juli um 13 Uhr den Aufstandsbefehl ("Das amerikanische Fett ist noch nicht da"). Zu den steirischen Spezifika zählte auch eine gänzlich ungetrübte Kooperation mit der SS, während z. B. in Tirol, Niederösterreich, Wien und Kärnten mehr oder minder stark ausgeprägte Spannungen das Verhältnis zwischen SA und SS belasteten. SS-Angehörige nahmen auch an den Kämpfen teil, etwa in Schladming, Leoben und Judenburg.

Durchkreuzte Pläne

Der reale Hintergrund des Aufstandes in der Steiermark blieb den "alten" SA-Führern (inklusive Reschny) verborgen, sie vermuteten ein "vorzeitiges" Losschlagen der steirischen Brigaden. In den Nachmittagsstunden des 25. Juli geriet die SA-Obergruppe durch verschiedene Faktoren unter einen immensen Druck, aus dem sich eine politische Zerreißprobe entwickelte. In einzelnen Legionslagern verloren die SA-Führer die militärische Kontrolle über die ihnen unterstellten Einheiten. Lange Lastwagenkolonnen mit bewaffneten Legionären rollten in Richtung österreichischer Grenze und konnten nur mühsam gestoppt werden. (In der Nacht vom 26. auf den 27. Juli stießen kleinere Trupps unter Führung von Hans Geister, der sich schon in der ersehnten Rolle des oberösterreichischen Sicherheitsdirektors gefiel, bei Kollerschlag auf österreichisches Territorium vor, konnten jedoch nach einem schweren Feuergefecht zurückgeschlagen werden.)

Der steirische Aufstand hatte Reschnys Pläne vollständig durchkreuzt. Es war eine Sache, trotz mehrfacher Zusagen beim SS-Putsch in Wien beiseite zu stehen. Es war aber etwas ganz anderes, die vermeintlich "voreilig" in den Kampf getretene stärkste SA-Formation Österreichs im Stich zu lassen. Ein Einsatz der Österreichischen Legion kam schon aufgrund außenpolitischer Erwägungen nicht infrage, zumal am Brenner mehrere italienische Divisonen aufmarschiert waren.

Nachdem sich das Scheitern des SS-Putsches abzeichnete und der steirische Aufstand zugleich seine stärkste Ausdehnung erfuhr, beschloss Reschny die Auslösung bewaffneter Teilaktionen in Oberösterreich, Salzburg und Tirol. Entsprechende funktelegrafische Befehle ergingen zwischen 20 Uhr und 22 Uhr an die jeweiligen Brigadeführungen. Daraus resultierte die überaus paradoxe Situation, dass Reschny ungewollt die Intentionen der Landesleitung und ihrer steirischen Trabanten unterstützte, die die SA-Basis vereinnahmten und einen verdeckten, aber erbitterten Kampf gegen die SA-Führung ausfochten. Ohne es zu wissen, schlitterte der Führer der österreichischen SA - salopp formuliert - in die Rolle des betrogenen Betrügers.

Allerdings blieb jenen Entlastungsversuchen ein Erfolg versagt: Die Tiroler SA weigerte sich, die Salzburger SA-Führung war durch schwerste interne Konflikte weitgehend paralysiert, und in Oberösterreich, wo man zudem wiederholt den Einmarsch der Österreichischen Legion forderte, konnte der Funkreferent infolge der mittlerweile voll mobilisierten Exekutive erst im Laufe des 26. Juli eine Verbindung mit der Brigadeführung herstellen. Am 25. Juli, um 23 Uhr, funkte die Obergruppe XI den Befehl zum bewaffneten Aufstand an die Kärntner SA, doch verhinderten hier, ähnlich wie in Oberösterreich, die inzwischen eingeleiteten Gegenmaßnahmen der Polizei (Absperrungen, Verhaftungen etc.) eine rasche Übermittlung der Münchener Funkdepeschen. Erst in den späteren Vormittagsstunden des 26. Juli konnten die Befehle an die Standarten und Sturmbanne weitergeleitet werden. Trotz dieser äußerst widrigen Umstände traten in Kärnten schätzungsweise 6000 Nationalsozialisten in Aktion und lieferten den staatlichen Sicherheitskräften mehrere Tage hindurch erbitterte Kämpfe.

Sofort befördert

Vor dem Putsch weitestgehend verdeckt, trat die Zusammenarbeit zwischen den führenden steirischen Putschisten und der SS nach dem 25. Juli 1934 offen zutage; etwa von Jugoslawien aus, wo nach dem Zusammenbruch des NS-Aufstandes über 2000 Nazis mit offenen Armen empfangen und bis zu ihrem Transfer nach Deutschland (November 1934) in Flüchtlingslagern untergebracht wurden.

Kammerhofer und Meyszner kooperierten eng mit SS-Gruppenführer Rodenbücher, der im Flüchtlingshilfswerk ehemalige steirische Heimatschützer in die wichtigsten Positionen hievte. Von Rodenbücher aufs Wärmste bei Himmler empfohlen wurden Rauter, Kammerhofer und Meyszner am 20. Februar 1935 in die SS übernommen und erhielten sofort den Rang eines Oberführers. 1940 avancierte Rauter zum Höheren SS- und Polizeiführer (HSSPF) Nordwest. Zum SS-Obergruppenführer und Generalkommissär für die besetzten Niederlande bestimmt, wirkte er jahrelang als rechte Hand von Seyß-Inquart. Ein Exekutionskommando vollstreckte am 25. März 1949 in den Dünen der Walsdorfer Flakte (bei Scheveningen) das Todesurteil des Den Haager Sondergerichtes gegen ihn. August Meyszner erhielt nach seiner blutbefleckten "Karriere" in Serbien (1942-1944 HSSPF) die Aufgabe zugewiesen, im Dienst der Nazis eine europäische Gendarmerie aufzustellen.

Von den Westalliierten nach Jugoslawien ausgeliefert, wurde er am 28. Jänner 1947 in Belgrad gehenkt. Die Taten Kammerhofers, der bis 1945 als HSSPF Kroatien fungierte, blieben ungesühnt, er starb im Jahr 1958 als freier Mann in Hannover. (Hans Schafranek/DER STANDARD, Printausgabe, 18./19. 7. 2009)