Mediziner Herbert Pichler gestaltete in den 60ern die ORF-Sendung "Der Mensch im Weltraum".

Foto: Sigmapharm

Was wäre passiert, wenn die Mondlandung nicht geglückt wäre? Herbert Pichler hat sich das genau ausgemalt. Wenige Tage, nachdem er die Bilder vom Mond in einer 28 Stunden und 28 Minuten dauernden Live-Sendung im ORF kommentiert hatte, erschien sein Buch Die Mondlandung. Damit es als erste Publikation am Markt sein konnte, hatte Verleger Fritz Molden von Pichler zwei Versionen verlangt - eine, in der die Mondlandung gelingt, und eine, in der die Astronauten nicht mehr zur Erde zurückkehren. "Sie wären vermutlich an Sauerstoffmangel gestorben", spekuliert Pichler.

Der "Mondpichler", wie der Raumfahrtmediziner und legendäre ORF-Weltraumkommentator auch genannt wird, erinnert sich im Gespräch mit dem Standard gern an "der Menschheit größtes Abenteuer", das ihm selbst zu immenser Bekanntheit verhalf: "Wir haben aus Baracken gesendet, weil der Küniglberg noch im Bau war."

1921 geboren, verschlang Pichler schon als Kind Bücher über den Weltraum. Besonders angetan hat es ihm der Raumfahrttheoretiker Hermann Potoènik alias Noordung, der Ende der 1920er-Jahre seine Vision von Raumstationen und geostationären Satelliten publizierte. Nach Kriegsende schloss er sein Medizinstudium ab und ging nach Zürich, wo er 1947 die Penicillin-Allergie entdeckte. Zurück in Wien, gründete er das noch heute bestehende Pharmaunternehmen Sigmapharm und absolvierte die Ausbildung zum HNO-Facharzt.

Dabei stieß er auf die Arbeiten des Nobelpreisträgers Robert Bárány zum Gleichgewichtsapparat im Ohr - und damit auf die Brücke von der Medizin zur Raumfahrt. Anfang der 60er-Jahre folgte die Einladung der Nasa ins Hauptquartier in Huntsville, wo er an Tests zur Raumkrankheit und Auswirkungen der Strahlung im All beteiligt war. Besonders stolz ist er auf die Zusammenarbeit mit Wernher von Braun: "Er war einfach ein hervorragender Techniker." Aber auch die Russen schätzten die Expertise Pichlers. Ab Mitte der 60er-Jahre kommentierte Pichler für den ORF die "Gemini"- und "Apollo"-Missionen und gestaltete die Serie Der Mensch im Weltraum.

Durch die Live-Berichterstattung von der Mondlandung in der Nacht von 20. auf 21. Juli wurde er zum TV-Star. "Ich konnte nirgends hingehen, ohne angesprochen zu werden", erinnert sich der 88-Jährige, der sich immer noch mit der Frage der Zukunft des Menschen im All beschäftigt. (Karin Krichmayr/DER STANDARD, Printausgabe, 15.7.2009)