Zum geplanten Aus des Sport-Spartenkanals ORF Sport plus meldeten sich am Donnerstag auch Sportminister Norbert Darabos und Medienstaatssekretär Josef Ostermayer (beide S) zu Wort. "Der Sender ist für den österreichischen Sport ein wichtiges Medium. Viele Sportverbände haben sich schon bei mir gemeldet und sich für eine Fortsetzung des Programms ausgesprochen. Ich unterstütze dieses Bestreben mit voller Kraft", sagte Darabos, der mit ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz und Informationsdirektor Elmar Oberhauser über die Möglichkeiten zur Rettung des Spartenkanals Gespräche führen will.

Ostermayer rügt Oberhausers Vorpreschen

Darabos befürchtete außerdem: "Wenn durch die Einstellung des Kanals Sponsoren abspringen, bringt das großen Schaden vor allem für Sportarten und Sportler, die nicht im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehen." "Not amused" über das Vorpreschen Oberhausers zeigte sich Medienstaatssekretär Ostermayer. Er "würde es begrüßen, wenn nicht einzelne Verantwortliche mit einzelnen Ideen an die Öffentlichkeit treten, die nicht insgesamt akkordiert sind", so der Staatssekretär. Vielmehr fordere er das Vorlegen eines Gesamtplans, der dann auch in seinen Gesamtauswirkungen dementsprechend eingeschätzt werden könne. Weiters verwies er auf die derzeitige Rechtslage, wonach die Einstellung des Spartenkanals ohne eine Novellierung des Gesetzes nicht möglich ist.

Auf der Spitzensport-Ebene hätte das Aus für viele Verbände extreme Negativfolgen. "Im Volleyball könnte beispielsweise ohne garantierte Liveübertragung keine österreichische Mannschaft in der Champions League spielen. Und auch an der Europaliga könnte Österreich im Vorfeld der Heim-EM 2011 nicht mehr teilnehmen. Volleyball würde also völlig von der Bildfläche verschwinden, und wir könnten in wirtschaftlich ohnehin schwierigen Zeiten überhaupt keine Sponsoren mehr finden. Und Beach-Volleyball in Klagenfurt könnte es auch nicht mehr in der derzeitigen Form geben", wies Österreichs Volleyball-Zampano Kleinmann darauf hin, dass der Grand-Slam-Status des Events in der Kärntner Landeshauptstadt gefährdet wäre.

Verbände wollen an einem Strang ziehen

Tischtennis-Generalsekretär Rudolf Sporrer teilte die Bedenken von Kleinmann, denn auch im Tischtennis ist etwa eine Champions-League-Teilnahme eines Vereins "an eine hochwertige TV-Produktion mit mindestens fünf Kameras" geknüpft. Sporrer hofft aber, "dass wir durch einen geschlossene Vorgangsweise des Sports noch einen Umschwung erreichen. Wir werden gemeinsam mit anderen Verbänden alles machen, dass es zu einer Nichteinstellung oder gleichwertigen Ersatzlösung kommt. Der ORF hat dem Sport in Österreich geholfen, vielleicht kann der Sport jetzt dem ORF helfen."

Außerdem habe ORF Sport plus auch einen maßgeblichen Anteil an internationalen Erfolgen in der jüngsten Vergangenheit gehabt. "Für diverse Sportarten ist dieser Sender ein Segen. Im Tischtennis etwa wurden Erfolge wie der Champions-League-Sieg der Herren von SVS Niederösterreich im Vorjahr dadurch erst möglich", erinnerte Sporrer daran, dass die Fernsehpräsenz auch maßgeblich für die Akquirierung von finanzkräftigen Sponsoren ist.

Michael Eschlböck, Präsident des American-Football-Verbandes (AFBÖ), war derselben Meinung. "Durch ORF Sport plus haben wir sicher einen Vorteil gegenüber anderen europäischen Ländern", sagte Eschlböck, der so wie Sporrer auch eine "Drohgebärde" hinter der Ankündigung von Oberhauser vermutet.

Lösungen suchen

"Klar muss der ORF sparen. Doch Oberhauser wollte mit dieser Ankündigung auch ein Zeichen setzen, damit sich verschiedenste Stellen ihre Gedanken machen, eine Lösung zu finden. Die meisten Sportarten leben von bewegten Bildern. Wenn es so etwas nicht mehr gibt, dann ist das eine absolute Katastrophe. Ich gehe aber davon aus, dass sich noch etwas tun wird und ORF Sport plus nicht so einfach in den diversen Sparpaketen einiger Herren verschwindet."

Eschlböck betonte weiters, dass nun alle betroffenen Sportverbände auch an einem Strang ziehen müssten. "Das ist der nächste Denkschritt. Wir müssen uns über die Grenzen der einzelnen Sportarten hinweg zusammensetzen, um gemeinsam eine Strategie für eine Lösung zu entwickeln", erklärte der AFBÖ-Chef. "Denn wenn es ORF Sport plus nicht mehr gibt, dann würde das die Berichterstattung über einige Sportarten um 99 Prozent verkürzen. Man hätte nur noch maximal 30 Sekunden lange Kurzberichte im Kurzsport."

BSO-Präsident Wittmann: "Katastrophe für den heimischen Sport"


Peter Wittmann, Präsident der Bundes-Sportorganisation (BSO), reagierte ebenfalls geschockt auf das geplante Aus von ORF Sport plus. "Das ist eine Katastrophe für den heimischen Sport. Vor allem kleine Verbände haben massiv von ORF Sport plus profitiert", betonte Wittmann im Gespräch mit der APA. Als BSO-Präsident werde er aber "alle Möglichkeiten des Lobbyismus nützen", um den Spartensender vielleicht doch noch retten zu können. (APA)