Wien - Der Bestand der Nationalbibliothek - derzeit etwas mehr als 7,9 Millionen Objekte - wächst unaufhörlich: Aufgrund von Neuerwerbungen und Ankäufen (wie zuletzt der Schnitzler-Bibliothek mit 8000 Bänden) sowie der sogenannten "Pflichtabgabe" kommen jedes Jahr zwischen 1,1 und 1,4 Kilometer an Druckschriften hinzu. Der Tiefspeicher im Burggarten mit einer Nutzfläche von 16.300 Quadratmetern, 1992 in Betrieb genommen, wird 2010/11 voll sein.

Schon seit vier Jahren weist Generaldirektorin Johanna Rachinger auf das Problem hin. Am 5. März 2008 berichtete der Standard, dass Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) den damaligen ÖVP-Finanzminister Willi Molterer von der Notwendigkeit des Tiefspeichers überzeugen wollte, für dessen Bau und Einrichtung etwa 35 bis 59 Millionen Euro notwendig sind. Doch geschehen ist seither nichts.

Der sinnvollste Standort für einen weiteren Tiefspeicher befindet sich unter dem Heldenplatz - in nächster Nähe zur Ausleihe und den Lesesälen. Die Pläne sehen vier Ebenen mit je 8000 Quadratmetern Nutzfläche vor. Mit ihnen würde man, so Rachinger, für 70 Jahre das Auslangen finden.

Um aber nicht in Argumentationsnotstand zu geraten - gemeinhin kostet ein Tiefspeicher in der Errichtung mehr als ein Hochspeicher - gab Rachinger bei Brainbows eine Nachhaltigkeitsanalyse in Auftrag. Und wurde bestätigt:

Die in der Tat höheren Errichtungskosten werden durch die zusätzlich anfallenden Grundstückskosten für den Hochspeicher aufgewogen. Im Betrieb liegen die jährlichen Einsparungen bei der Variante Heldenplatz bei mindestens 200.000 Euro. Denn im Tiefspeicher herrschen das Jahr über konstante Temperaturen; zudem fallen die Büchertransporte weg.

Die CO2-Emissionen seien zwar bei der Errichtung des Tiefbauspeichers um rund 327.000 Kilo höher, sie würden aber bereits nach weniger als zwei Jahren Vollbetrieb kompensiert sein. Denn die jährlichen Emissionen betragen beim Hochbau 389.000 kg CO2, am Heldenplatz nur deren 174.000. (Thomas Trenkler / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.7.2009)