Podgorica - Der kleine Balkanstaat Montenegro gibt sich eine eigene Sprache. Als ersten Schritt bekommt das Montenegrinische eine eigene Rechtschreibung. In der lateinischen Schrift werden zwei neue Buchstaben eingeführt, mit welchen die sogenannten weichen z und s bezeichnet werden. In der kyrillischen Schrift mit 30 Buchstaben gibt es allerdings weiterhin keine Zeichen für die beiden Laute. Eine Grammatik der montenegrinischen Sprache ist in Vorbereitung.

Die Opposition hat die neue Rechtschreibung bereits heftig kritisiert. Die sogenannte montenegrinische Sprache wäre ein weiteres Paradox, eine "Hybridlösung", die niemanden verpflichte, teilte die führende oppositionelle Serbische Volkspartei (SNP) mit. Nach SNP-Meinung wird in Montenegro nämlich mehrheitlich eine Mundart der serbischen Sprache gesprochen.

Schulfach "Muttersprache"

Tatsächlich hatten bei der letzten Volkszählung im Jahre 2003 rund 63 Prozent der Bürger Montenegros ihre Muttersprache als Serbisch bezeichnet, für knapp 22 Prozent ist dies Montenegrinisch. Um Streitigkeiten im Bildungswesen vorzubeugen, wird das Schulfach schon seit fünf Jahren einfach als "Muttersprache" bezeichnet. Die neue Rechtschreibung des Montenegrinischen ist ein Werk ausländischer Sprachexperten - Milenko Perovic aus Serbien, Ljudmila Vasiljeva aus der Ukraine und Josip Silic aus Kroatien.

Amtssprachen in dem Land mit gut 620.000 Einwohnern sind neben Montenegrinisch auch Serbisch, Bosniakisch und Kroatisch. Im einstigen Jugoslawien fielen die vier Sprachen, die nur geringe Unterschiede aufweisen, unter die gemeinsame Bezeichnung Serbo-Kroatisch. In den Gemeinden Montenegros mit albanischem Bevölkerungsanteil ist auch die albanische Sprache Amtssprache. (APA)