Linz - Die FPÖ ist derzeit in einer seit zehn Jahren nicht mehr beobachteten Wachstumsphase - und mit hochgerechnet 25 Prozent nur knapp hinter der Kanzlerpartei SPÖ, die bei einer Wahl an diesem Sonntag auf 26 Prozent kommen würde. Das geht aus einer Umfrage des Linzer Market-Instituts im Auftrag des Standard hervor.

Wahlsieger wäre laut Market-Berechnungen die Volkspartei. Market-Chef Werner Beutelmeyer: "Die ÖVP und die SPÖ haben gegenüber der Nationalratswahl die Positionen getauscht. Aber man muss zweierlei bedenken: Die Bäume der ÖVP wachsen nicht in den Himmel, mit 30 Prozent haben wir sie sogar schwächer als vor zwei Wochen. Zweitens hatte die ÖVP vor einem Jahr auch gute Umfragedaten - bei der Wahl hat sie aber die führende Position aus den Umfragen doch wieder an die SPÖ abgeben müssen."

Umfragen seien eben etwas anderes als Wahlen, betont der Wahlforscher. Allerdings könnten die Umfragen die Stimmungslage sehr gut wiedergeben: "Wir sehen, dass die SPÖ auf breiter Linie schwächelt, das betrifft die EU-Wahl gerade so wie die kommende Wahl in Oberösterreich." In der unter 1000 repräsentativ ausgewählten Wahlberechtigten durchgeführten Umfrage kommt die SPÖ nur noch auf 26 Prozent, zwei Prozentpunkte weniger als zwei Wochen davor.

Die Freiheitlichen legen in den Market-Umfragen kontinuierlich zu. Beutelmeyer fällt auf, dass die Befragten - anders als vor zehn oder 20 Jahren - "heute keinen Genierer mehr haben, sich als FPÖ-Anhänger zu bekennen. Sich nicht als freiheitlich zu deklarieren war ein Phänomen, das offenbar stark mit Jörg Haider zu tun hatte."

Haiders späte Parteigründung BZÖ hat offenbar weiterhin Fans, wenn auch nicht mehr so viele wie bei der Wahl 2008. Und die Grünen halten sich unspektakulär bei rund zehn Prozent, damit etwa bei ihrem letzten Wahlergebnis. (Conrad Seidl, DER STANDARD, Printausgabe, 13.7.2009)