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Eher gelangweilt reagieren Händler in Schanghai auf die Anleihen des chinesischen Staates. Ein Drittel konnte nicht platziert werden.

Foto: APA/EPA/Shen

Peking/Wien - Das chinesische Finanzministerium ist erstmals seit sechs Jahren bei der Platzierung von Staatsanleihen am Kapitalmarkt gescheitert. 35 Milliarden Yuan (vier Milliarden Euro) an Anleihen sollten verkauft werden, doch Käufer fanden sich nur für 25,1 Mrd. Yuan.

Zudem haben sich auch die Zinsen für die Anleihen erhöht. Für die beiden kurzfristigen Papiere (drei Monate und ein Jahr Laufzeit) muss der chinesische Staat jetzt zwischen 1,2 und 1,3 Prozent Zinsen zahlen, statt wie bisher 0,85 Prozent. Doch auch längerfristige Anleihen haben nach der gescheiterten Auktion an Wert verloren.

Die geringe Nachfrage nach den Papieren spiegelt Befürchtungen wieder, China könnte sich bei seinen massiven Konjunkturpaketen von mehr als 4000 Milliarden Yuan verhoben haben. Zudem sind Analysten skeptisch, weil sowohl am Aktien- wie auch am Immobilienmarkt Chinas Blasen zu befürchten sind. So sind etwa die Hausverkäufe in den ersten fünf Monaten des Jahres 45,3 Prozent gestiegen.

Inflationsängste

Der Hauptgrund: Die Banken im Land des Lächelns haben sich in den vergangenen Monaten in Geberlaune präsentiert. Allein im Juni haben sie 1530 Milliarden Yuan an Krediten vergeben, was dem fünf- bis sechsfachen Volumen eines normalen Monats entspricht. Inflationsängste vonseiten der Investoren sind dabei vorprogrammiert. Tatsächlich deuten Indikatoren aus der Realwirtschaft auf eine gewisse Überhitzung hin: die Investitionen in einigen Branchen werden dank der massiven Kreditvergabe laut Prognosen von Morgan Stanley und Deutsche Bank um bis zu 65 Prozent steigen.

Das bringt die Wirtschaft zwar näher an das Ziel, acht Prozent zu wachsen und damit eine größere Arbeitslosigkeit zu verhindern, aber Investoren befürchten die Instabilität des Bankensektors und hohe Teuerungsraten.

Diese Sorge dürfte auch die chinesische Notenbank teilen. Sie hat den geldpolitischen Mopp ausgepackt und versucht die überschüssige Liquidität im Markt aufzuwischen. Am Dienstag hat die Zentralbank über Anleihengeschäfte 170 Milliarden Yuan aus dem Markt gesaugt. An der Zinsschraube werde die Zentralbank aber nicht drehen, sind sich Experten einig. Im Gespräch mit Bloomberg sagte Sherman Chan, Ökonom bei der Ratingagentur Moody's, dass es trotz der gescheiterten Auktion der Anleihen "unwahrscheinlich ist, dass die Regierung die Zinsen erhöhen wird" . (sulu, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.7.2009)