Wien - Gegen sieben führende Baha'i beginnt nach Angaben der österreichischen Baha'i-Gemeinde am Samstag vor einem Revolutionsgericht in Teheran ein Prozess wegen "Spionage für Israel, Beleidigung religiöser Gefühle und Verbreitung von Verderbtheit auf Erden", was mit der Todesstrafe geahndet werden kann. Dies teilte die Pressesprecherin der österreichischen Baha'i-Gemeinde, Ottilie Käfer, am Freitag mit.

Die Angeklagten - fünf Männer und zwei Frauen - seien seit über einem Jahr im berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran inhaftiert. Sie koordinierten die Angelegenheiten der iranischen Baha'i-Gemeinde, die mit rund 300.000 Mitgliedern zur größten, allerdings nicht anerkannten religiösen Minderheit im Iran gehört. "Die Anklagepunkte sind völlig haltlos. Aus der historisch begründeten Tatsache, dass sich das Baha'i-Weltzentrum in Haifa, Israel, befindet, wird ein Spionagevorwurf konstruiert", betonte die Sprecherin. Das Mausoleum des Bab, des Vorläufers der Baha'i-Religion, befindet sich in Haifa, das Grabmal des Religionsstifters Baha'ú'llah (1817-1892) bei Akka.

Die Vereinten Nationen und die Europäische Union hätten wiederholt in Resolutionen bzw. Erklärungen die Verfolgung der Baha'i im Iran scharf kritisiert, so Käfer. "Baha'i dürfen nicht studieren, ihre berufliche Tätigkeit ist drastisch eingeschränkt, es kommt immer wieder zu willkürlichen Verhaftungen, Friedhöfe werden geschändet und in staatlichen Medien laufen Hetzkampagnen gegen die Baha'i", erklärte die Sprecherin. Nach islamischer Lehre kann es nach dem Propheten Muhammad keinen Religionsstifter mehr geben. Daher gelten die Baha'i als "Abtrünnige des Islam".

Der im 19. Jahrhundert im damaligen Persien entstandene monotheistische Baha'i-Glaube lehrt die grundsätzliche Einheit aller Religionen. Zu seinen sozialen Prinzipien gehört die Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie universale Bildung für alle Menschen. Weltweit leben über fünf Millionen Baha'i, Baha'i-Literatur wurde in über 800 Sprachen übersetzt. (APA)