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Ein Teil der EntwicklerInnen vor dem Eingang zum Gran Canaria Desktop Summit

Mit dem Gran Canaria Desktop Summit haben sich die beiden großen Projekte der Linux-Desktop-Welt  - KDE und GNOME - erstmals dazu entschlossen eine gemeinsame Konferenz abzuhalten. Eine der grundsätzlichen Überlegungen dabei: Sitzen die EntwicklerInnen - von denen rund 1.000 an der Zahl gekommen sind - erst einmal an einem Tisch, könnten sich daraus neue Formen der Zusammenarbeit ergeben.

Kooperation

Ein Plan, der durchaus aufgegangen zu sein scheint, in den letzten Tagen kam es bei der Konferenz zu zahlreichen Cross-Desktop-Diskussionen, in denen Möglichkeiten für weitere Initiativen ausgelotet wurden. Bereits berichtet wurde über die Versuche Freedesktop.org auf neue Beine zu stellen. In einem Treffen stimmte man nun darin überein, dass die Plattform eine bessere Struktur brauche, um klarer zu machen, welche Spezifikationen wirklich offiziell abgesegnet sind.

Ablauf

So sollen künftig zumindest auch immer die Release Manager von GNOME und KDE zustimmen müssen, bevor eine Spezifikation wirklich offiziell wird. Ohne hier all zu viel an bürokratischem Überbau hinzuzufügen, soll so gewährleistet werden, dass keine "Standards" ausgerufen werden, die für die Projekte gar nicht brauchbar sind, wie es in der Vergangenheit schon mal der Fall war.

Suche und mehr

Eines der wohl ambitioniertesten Cross-Desktop-Projekte, das in Las Palmas angegangen wurde: EntwicklerInnen von Nepomuk, Strigi, Tracker und Zeitgeist wollen ein gemeinsames Format für die Speicherung von Index-Daten und Event-Logs etablieren. Damit sollen sich die entsprechenden Daten dann problemlos zwischen den Desktops auswechseln lassen.

Telepathy

Bestrebungen gibt es außerdem, das schon bei GNOME genutzte Telepathy-Framework auch unter KDE zum Einsatz zu bringen. So hat Hersteller Collabora die Arbeit an KCall neu aufgenommen, auch andere Komponenten des Desktops sollen in Zukunft portiert werden. Interessante Möglichkeiten für eine Verbesserung der Interoperabilität könnte auch das unter anderem für Ubuntu One eingesetzte CoudDB bieten. So demonstrierte Steve Alexander in einem Vortrag wie sich mittels CouchDB Kontaktdaten in Windeseile zwischen Akonadi und dem Evolution Data Server austauschen lassen.

Kernel

Ebenfalls für beide Projekte relevant: Die Verbesserung der Zusammenarbeit mit dem Linux-Kernel. Also traf man sich hier zu einer Birds-of-Feather-Session um über Problembereiche zu diskutieren. Vor allem bei inotify, das Anwendungen über Änderungen an Dateien informiert, wurden einige grundlegende Mängel kritisiert - auch in Performance-Hinsicht. Für das Interprozess-Kommunikations-Framework D-Bus wünscht man sich eine tiefere Integration mit dem Linux-Kern, durch unnötige Kontextwechsel würde viel an Performance verschenkt.

Erfahrungen

Doch die Verbesserung der Zusammenarbeit beschränkt sich keineswegs auf den Code-Bereich, so trafen sich auch die Bug-Teams der beiden Desktops zum Erfahrungsaustausch. Ebenfalls von einander lernen will man im Marketing-Bereich bzw. sogar andenken, wie man gemeinsam den freien Desktop besser verbreiten kann.

Zusammenlegung

Unterdessen ist die Frage, ob es nächstes Jahr wieder eine gemeinsame Konferenz geben soll, noch offen. Wer sich auf der Konferenz umhörte, konnte hier recht unterschiedliche Meinungen vernehmen, während so manche nichts mit der neuen Gemeinsamkeit anfangen konnten, votierten andere sogar für eine Ausweitung auf andere Projekte wie OpenOffice.org. Momentan befragen die Projekte jedenfalls die EntwicklerInnen nach ihrer Meinung, bis zum 15. Juli soll es dann eine endgültige Entscheidung geben. (Andreas Proschofsky [@suka_hiroaki auf Twitter] aus Las Palmas, derStandard.at, 09.07.2009)