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Israelische Kampfflugzeuge sollen angeblich saudischen Luftraum für Angriffe auf den Iran nutzen dürfen

Foto: APA/EPA/Hollander

London/Jerusalem - Israel hat Äußerungen des US-Vizepräsidenten Joe Biden, die USA würden sich einem israelischen Militärangriff auf den Iran nicht in den Weg stellen, bisher nicht offiziell kommentiert. Der Sprecher des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu sagte am Montag, man wolle keine Erklärung dazu abgeben. Zu Medienspekulationen, Biden habe damit grünes Licht für einen Angriff auf den Iran gegeben, sagte Mark Regev: "Ich will dazu keinerlei Interpretation liefern."

Biden hatte in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview mit dem US-Sender ABC gesagt, die USA könnten "einer anderen souveränen Nation nicht diktieren, was sie tun und was sie nicht tun kann". "Israel kann selbst bestimmen - als souveräne Nation - was in ihrem Interesse liegt und was es in Bezug auf den Iran und alle anderen macht", sagte der Vize.

"Geheime Absprachen"

Die Zeitung "Israel Hajom" schrieb am Montag unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten Regierungsvertreter in Jerusalem, es gebe "geheime Absprachen mit der US-Regierung über die Optionen, die Israel in der Iran-Frage hat". Bidens Äußerungen seien ein Anzeichen dafür, dass die US-Regierung angesichts der iranischen Versuche, einem Dialog auszuweichen, sowie angesichts der iranischen Raketenversuche die Geduld verliere. "Die Worte Bidens zu diesem Zeitpunkt sollen den Iranern signalisieren, dass die US-Regierung die Nase voll hat und dass sie nicht ewig auf sie warten will."

Die israelische Zeitung "Haaretz" schrieb am Montag, dass Israel der US-Regierung angesichts der Unruhen im Iran Warnungen übermittelt habe und dass man sich bereits zum gegenwärtigen Zeitpunkt auf das Scheitern des Dialogs zwischen dem Iran und dem Westen gefasst machen müsse. Israel habe in diesem Zusammenhang einen alternativen Plan gefordert, der ein Paket "lähmender Sanktionen" gegen den Iran enthalte, schrieb das Blatt.

Untertreibung

Obama hatte bisher auf eine Annäherung an den Iran gesetzt, um die Islamische Republik vom umstrittenen Atomprogramm abzubringen.

Bidens Beteuerung, die USA könnten nichts gegen eine eventuelle israelische Militäroffensive gegen den Iran tun, scheint allerdings bewusst untertrieben: Israelische Kampfflugzeuge müssten zur Bombardierung von Atomanlagen im Iran wohl entweder über das Gebiet des NATO-Staats Türkei oder aber über den US-kontrollierten irakischen Luftraum fliegen. Beide Flugrouten scheinen ohne vorherige Einwilligung Washingtons extrem unwahrscheinlich. Experten wenden zudem ein, dass Luftangriffe auf Atomanlagen das Programm bestenfalls um ein paar Jahre verzögern, nicht aber verhindern würden. 

Mullen warnt

US-Generalstabschef Mike Mullen hat am Sonntag in einer Reaktion auf Bidens Aussagen erklärt, die Haltung der USA zum Iran und ein möglicher Militärschlag seien eine "politische Entscheidung". Er selbst gehöre aber schon seit langem zu jenen, die einen Militärschlag gegen den Iran mit großer Sorge sähen, sagte Mullen dem Fernsehsender CBS. Mullen meinte, eine solche Offensive wäre für die Region "sehr destabilisierend - für sich genommen, aber auch durch die unbeabsichtigten Konsequenzen". Gleichzeitig warnte Mullen jedoch auch vor einem nuklear gerüsteten Iran.

Sunday Times: Saudis geben Luftraum frei

Saudi-Arabien soll Israel nach einem britischen Zeitungsbericht Zustimmung zum Überfliegen seines Luftraums im Falle eines Angriffs auf iranische Atomanlagen signalisiert haben. Die britische Zeitung "Sunday Times" schrieb, der Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, Meir Dagan, habe in der Frage geheime Gespräche mit saudiarabischen Repräsentanten geführt. Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu wies den Bericht am Sonntag als "fundamental falsch und absolut haltlos" zurück. Der israelische Außenminister Avigdor Lieberman hatte vor einem Monat betont, Israel plane keinen Angriff auf den Iran.

Der Mossad-Chef hat Netanyahu laut dem Bericht der "Sunday Times" versichert, Saudi-Arabien werde israelische Kampfjets ignorieren, sollten diese auf dem Weg zu einem Luftschlag im Iran seinen Luftraum durchfliegen. Das Blatt zitierte einen ehemaligen israelischen Geheimdienstmitarbeiter mit der Einschätzung, Saudi-Arabien sei angesichts einer möglichen iranischen Aufrüstung mit Atomwaffen noch besorgter als Israel.

Zwei Drittel für Angriff

Knapp zwei Drittel der Israelis hatten sich zuletzt in Umfragen für einen präventiven Angriff auf Irans Atomanlagen ausgesprochen. Die israelische Regierung hatte mehrfach durchblicken lassen, dass sie sich "alle Optionen" - und damit auch den Einsatz von Gewalt - vorbehält, um den Iran an der Entwicklung einer Atombombe zu hindern. 1981 hatte Israel mit einem spektakulären Lufteinsatz den mit französischer Hilfe errichteten irakischen Atomreaktor "Osirak" zerstört. Der scheidende Chef der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO), Mohamed ElBaradei, hatte vor den verhängnisvollen Folgen eines etwaigen israelischen Militärschlags gegen Nuklearanlagen im Iran gewarnt: "Es wäre völlig verrückt, den Iran anzugreifen. Das würde die Region in einen einzigen großen Feuerball verwandeln, und die Iraner würden sofort mit dem Bau der Bombe beginnen" - mit "der Unterstützung der gesamten islamischen Welt", hatte der IAEO-Chef gesagt.

Die israelische Zeitung "Maariv" schrieb am Sonntag unter Berufung auf ausländische Berichte, ein israelisches U-Boot sei vergangene Woche im Golf von Akaba gesichtet worden. Es sei dorthin vermutlich mit ägyptischer Zustimmung vom Mittelmeer aus durch den Suez-Kanal gefahren, hieß es. Das U-Boot des aus Deutschland gelieferten Typs Dolphin soll von Israel als Atomwaffenträger umgerüstet worden sein. Daher sei die Fahrt in das Rote Meer, von dem aus das Tauchboot in die Nähe des Persisch-Arabischen Golfs gelangen könnte, als mögliche Drohung an den Iran zu werten, schrieb das Blatt.(APA/dpa)