Die Ottakringer Straße in Wien am Montagnachmittag während des Starkregens.

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Ein Murenabgang in der Gemeinde Molln in Oberösterreich hat am Sonntag eine schwer verletzte Person gefordert.

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Nach sintflutartigen Regenfällen, die weite Teile St. Pöltens am Montag unter Wasser gesetzt hatten und Katastrophenalarm auslösten, hat sich die Situation am späteren Abend allmählich beruhigt: Straßensperren werden nun langsam wieder aufgehoben. Doch auch heute gibt es laut Prognosen Unwettergefahr.

Wien – 11,3 Liter pro Quadratmeter Regen in zwanzig Minuten: Montagnachmittag habe der Gewitterguss Wien "zentral getroffen", erklärte eine Mitarbeiterin von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. Die schwere Dusche von oben machte etwa die Ottakringer Straße zur Autoreifenbadewanne. Es waren vor allem die Bezirke Hernals, Währing und Döbling betroffen; zahlreiche Keller mussten ausgepumpt werden. Es war dies der stärkste Regen seit 200 Jahren, so Meteorologen.

In Wien war der Spuk schnell wieder vorbei, in der Hauptstadt Niederösterreichs war die Lage um vieles dramatischer: Der stärkste Regen seit 200 Jahren löste wieder, wie schon Ende Juni, einen Großeinsatz der Feuerwehren ein. „Es ist unvorstellbar, im Westen St. Pöltens saufen wir total ab", berichtete Bürgermeister Matthias Stadler am frühen Montagabend nach einer Erkundungstour an Einsatzorten in der Stadt. Die Lage sei „schlimmer als je zuvor". Nach Angaben des städtischen Krisenstabes laufe derzeit ein Großeinsatz beim Heizwerk der ÖBB am Eisberg. Es stehe unter Wasser, noch sei „unklar, ob die E-Lokomotiven noch rauskommen". Kritisch war die Lage zwischen Alpenbahnhof und Europaplatz: Ein sieben Meter breiter Strom dränge dort Richtung Innenstadt. Rund um die Stockinger-Brücke, Leobersdorfer Bahn und für die Unternehmen Reinex und Voith wurde Alarm gegeben.

Westbahn war unterbrochen

Aufgrund der Wassermengen musste der Verkehr auf der Westbahn um 19.35 Uhr unterbrochen werden. Die Fluten hatten den Frachtenbahnhof unter Wasser gesetzt. Ab 21.30 Uhr wurde der Verkehr wieder aufgenommen. Am Abend gingen in St. Pölten die Sandsäcke aus, die Fluten erreichten die Innenstadt und drangen in Amtsgebäude und Schulen ein. Auch die Polizeidirektion stand unter Wasser. Mehrere Ortschaften in Niederösterreich waren zeitweise von der Umwelt abgeschnitten. Autobahnen und Bundesstraßen standen bis zu 30 Zentimeter unter Wasser. Am Dienstag Vormittag entspannte sich die Situation leicht.

Am Montagabend standen im gesamten Bundesland 2000 Feuerwehrleute aus 150 Feuerwehren im Einsatz, teilte das Landeskommando mit. Innerhalb der vergangenen 14 Tage waren damit bereits mehr als rund 18.000 Feuerwehrler im Hochwassereinsatz. Am späten Abend entspannte sich die Lage wieder allmählich.

Die Feuerwehren mussten am Montagnachmittag auch im Burgenland ausrücken, um in den Bezirken Neusiedl am See und Eisenstadt-Umgebung überflutete Keller auszupumpen. Auch in Riedlingsdorf waren die Wehren im Einsatz. Keller unter Wasser gab es unter anderem in Parndorf, Neusiedl am See sowie Purbach oder Breitenbrunn. Im Raum Wolfsberg in Kärnten wurde eine Frau wurde mit ihrem Kind im Auto von den Wassermassen eingeschlossen, beide wurden von der Feuerwehr befreit. (APA, szem, bri/DER STANDARD, Printausgabe, 7.7.2009)