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Bildungskarenz plus ermöglicht Unternehmen, bis zur Hälfte der Kosten für Mitarbeiterfortbildungen erstattet bekommen

Kurzarbeit und Bildungskarenz waren Schlagworte der letzten Monate, wenn es um die Sicherung von Arbeitsplätzen ging. 51.671 Personen in 317 Unternehmen waren Anfang Juli österreichweit in Kurzarbeit. Bis Ende August wird die Zahl laut Experten auf über 53.600 steigen, wobei die maximale Dauer der Kurzarbeit auf bis zu 24 Monate angehoben wurde.

Für Februar 2009 weist das AMS Österreich 3075 Bezieher von Weiterbildungsgeld aus - aktuellere Zahlen liegen nicht vor. Im Vergleich zum Februar 2008, als 1370 Menschen in Bildungskarenz waren, ist das eine Steigerung um etwa den Faktor 2,2. So waren zuletzt rund zweieinhalbmal so viele Männer (1516 statt 606), aber auch etwa zweimal so viele Frauen (1559 statt 764) als weiterbildungskarenziert gemeldet als ein Jahr zuvor.

Drei bis zwölf Monate

Um dem Abbau von Personal aufgrund der Rezession etwas entgegenzusetzen, wurde im November die „Bildungskarenz plus" ins Leben gerufen - den ersten Schritt setzte die oberösterreichische Landesregierung -, die auf die bekannte Variante der Bildungskarenz aufbaut. Diese ist im Arbeitsvertragsrecht-Anpassungsgesetz geregelt: Es definiert den Anspruch für Arbeitnehmer - unter Ausschluss freier Dienstnehmer - "ab Beginn des zweiten Arbeitsjahres" gegen „Entfall des Arbeitsentgeltes für die Dauer von mindestens drei Monaten bis zu einem Jahr".
Die Auszahlung des Weiter_bildungsgeldes erfolgt nach dem Arbeitslosenversicherungsgesetz: Wer die "Anwartschaft auf Arbeitslosengeld" erfüllt, dem "gebührt Weiterbildungsgeld in der Höhe des Arbeitslosengeldes", zumindest aber in Höhe des Kinderbetreuungsgeldes (14,53 Euro/Tag).
Die erweiterte Form der Bildungskarenz setzt bei der Unterstützung der Unternehmen an: Wird die Fortbildung des Dienstnehmers vom Arbeitgeber bezahlt, so kann dieser nach Abschluss der Weiterbildungsmaßnahme bei seiner Landesregierung die Rückerstattung von bis zu 50 Prozent der Kurskosten beantragen.

Vorarlberg, Kärnten und Steiermark folgten Oberösterreichs Beispiel rasch und führten die Bildungskarenz plus ein, bald hatten sich die restlichen Bundesländer dieser Strategie zur Vermeidung von Arbeitslosigkeit angeschlossen, wie es Sozialminister Rudolf Hundstorfer im Jänner wünschte.

Akzeptanz unbekannt

Über die Akzeptanz dieser Maßnahme ist wenig bekannt. Beim AMS heißt es, die Bildungskarenz plus "erhält kein besonderes Mascherl" - die Statistik führe alle Bildungskarenzler in ein und derselben Kategorie. Ende April wurde der Bildungskarenz plus in Salzburg kaum Erfolg attestiert. "Es gab viele Anfragen, aber noch keinen Antrag", meinte Landeshauptfrau Gabi Burgstaller damals. Aus Oberösterreich heißt es, dass es mittlerweile gut laufe: Rund 110 Firmen hätten insgesamt mehr als 700 Anträge auf Kostenrückerstattung gestellt, über 300 sind bereits bewilligt. Im Durchschnitt dauern die Fortbildungen fünf Monate. Niederösterreich berichtet von bislang 230 Anträgen, 40 Bewilligungen.

Der mögliche Antragszeitpunkt ist unterschiedlich: Während Oberösterreich Anträge direkt nach der Fortbildung akzeptiert, gibt es in der Steiermark eine „Behaltepflicht": Nach der Bildungskarenz darf der Betroffene nicht gekündigt werden, Rückerstattungsanträge sind erst nach drei Monaten möglich. Die momentanen Förderungen ließen sich aber noch verbessern, meinte Arbeiterkammer-Präsident Herbert Tumpel Anfang Juli und forderte eine attraktivere und besser abgesicherte Bildungskarenz. Auch über einen früheren Zugang (nach sechs Monaten Arbeit für einen Dienstgeber) sowie eine Mindestdauer von nur zwei Monaten wird in der Arbeiterkammer nachgedacht.

Für den Weiterbildungsmarkt stellt die Bildungskarenz plus derweil ein willkommenes Marketingtool dar. So wirbt die Akademie für Recht und Steuern mit der Erstellung von individuellen Angeboten für Unternehmen, die auf die Anforderungen der geförderten Fortbildung zugeschnitten sind. Beim Business Circle wiederum wird das Leadership Curriculum als „ideal im Rahmen einer Bildungskarenz plus" angepriesen. Bereits kurz nach Einführung des Bildungskarenz-Modells in Wien sei sie damit am Markt gewesen, so die geschäftsführende Gesellschafterin Romy Faisst, was von Kundenseite sehr honoriert wurde. (APA, mad, DER STANDARD, Printausgabe, 4./5.7.2009)