The Dead Weather: "Horehound"
Jack White von The White Stripes versucht sich nach dem krachenden James-Bond-Titelsong "Another Way To Die" mit neuer Band an einer gelungenen Flucht aus den Hitparaden. Der Fachmann für punkigen Bluesrock gründete mit Alison Mosshart (The Kills), Dean Fertita (Queens Of The Stone Age) und Jack Lawrence von seiner Drittband The Raconteurs nun The Dead Weather. Dafür wechselte er von Gitarre und Gesang ans Schlagzeug. Das Quartett arbeitet sich mit verzerrten Gitarren und Bässen sowie einer gelegentlich auftauchenden Orgel an 70er-Jahre-Junkie-Rock ab. Zähe Bluesriffs über schleppendem Midtempo. Manchmal erinnert das an die Doors ebenso wie an Jon Spencers Blues Explosion oder Royal Trux. Großartige Platte. (Third Man Records/Sony)

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White Denim: "Fits"
Klassisches amerikanisches Rock-Freak-out mit einer Schlagseite hin zu Psychedelik ebenso wie zum heiligen Garagenlärm und Punk. Zu allem spielt der hochbegabte Schlagzeuger übrigens extemporierten Free Jazz. Dennoch scheinen White Denim, dieses prächtige Trio aus Texas, eine geheime Zutat entdeckt zu haben, die das Ganze auch ohne Drogen erträglich macht. Vielleicht sind es ja doch die Melodien und die Songansätze. Klingt wie die Butthole Surfers zu deren Blütezeit. Jedenfalls hundert Mal inspirierter als das öde neue Sonic-Youth-Album. (Full Time Hobby)

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Benni Hemm Hemm: "Murta St. Calunga"
Er ist der isländische Roy Black. Allerdings im Sinne eines lustigen und vor allem abgefeimten Bruders des alten deutschen Schlagerfuzzis. Mit großem Ensemble entwirft Benni vor allem auch über einen schrägen Bläsersatz zu Glockenspiel, Schrammelgitarre und vor Glückseligkeit weinenden Männerchören eine Form isländischer Soulmusik, die dem Hörer ganz schön nahe gehen kann. Benni, mach mir ein Kind! (Kimi Records/Hoanzl)

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Major Lazer: "Guns Don't Kill People ... Lazers Do"
Die zwei Starproduzenten des jüngeren Dancefloor, Diplo und Switch, die unter anderem M.I.A. oder Santigold mit globalen Beats zwischen indischem Bhangra, brasilianischen Booty-Beats und gutem altem US-HipHop versorgten, produzieren ein reines jamaikanisches Dancehall-Album. Mit Gastsängern wie Vybz Kartel oder Mr. Vegas wird allerdings auch der Kingston-Vibe zur weltweiten Relevanz aufgeblasen. So entsteht nicht nur eine Hommage an wichtige Vorbilder aus Jamaika, sondern soundmäßig mit Surfgitarren, New-Wave-Bässen und Sound-Samples aus Funk und Fernsehen auch ein hypermodernes Hybrid für das 21. Jahrhundert. Zwingend wie im Vorjahr The Bugs Killeralbum "London Zoo". (Mad Decent / Universal)

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Tony Allen: "Secret Agent"
Der Großmeister des Afrobeat. Früher Schlagzeuger bei Fela Kuti und heute neben grandiosen Soloalben wie "Homecooking" zuletzt mit Damon Albarns Band The Good, The Bad And The Queen erfolgreich. Mit Big Band und durchaus politischen Botschaften im Gepäck legt Allen hier ein Afro-Soul-Album vor wie es zwingender nicht sein könnte. (World Circuit/Lotus)

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ZE 30 ZE: "Records 1979 - 2009"
ZE Records aus New York war einmal eines der wichtigsten Labels der Welt. Und die auf dieser Werkschau enthaltenen Helden zwischen No Wave, Avant-Disco und Soul-Punk bestätigen diese Behauptung. Suicide sind mit einem der besten drei Songs der Popgeschichte vertreten: „Dream Baby Dream" (die anderen zwei kommen sehr wahrscheinlich von Bowie und Velvet Underground). Wir hören Was (Not Was), Lizzy Mercier Descloux, Kid Creole & The Coconuts, Material mit Nona Hendryx (die göttliche Disco-Soul-Hymne "Bustin' Out"!) und James White & The Blacks mit dem Klassiker "Contort Yourself" . Musik vom Anfang der Zukunft. (Strut/Hoanzl)

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Jason Lytle: "Yours Truly, The Commuter"
Der ehemalige Vorstand der großen US-Popmelancholiker Grandaddy setzt mit seinem ersten Soloalbum nahtlos dort fort, wo er immer schon daheim war. Mit Gänsehaut machender Stimme Richtung Landidylle (oder –schrecken) gedeutete Dreiminuten-Symphonien wie sie einst das Electric Light Orchestra fertigte. (Ant-/Edel)

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Gossip: "Music For Men"
Die sind derzeit so hip, dass es weh tut. Zwar ist Produzent Rick Rubin nicht ganz auf der Höhe seiner Kunst und produziert das Ganze weg vom krachigen Soul-Punk der Band früherer Tage Richtung Altherren-Disco der Rolling Stones zu Zeiten von "Miss You" und "Emotional Rescue". Jobs zuletzt für Neil Diamond, Jakob Dylan und Metallica scheinen den Mann etwas aus der Spur geworfen zu haben. Aber nach dem krachigen Karrierekick von "Standing In The Way Of Control" sind Gossip mit dem neuen Pop-Star Beth Ditto noch immer halbwegs gut aufgestellt. In der Disco darf sich schließlich jede zum Affen machen. (Sony)

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Ebony Bones!: "Bone Of My Bones"
Apropos hip. Ebony Thomas ist Großbritanniens neueste verrückte Nudel in Sachen exzentrischer Tanzbodenvergnügungen zwischen Disco und Designer-Punk-Hütte. Klingt wie eine Mischung aus Siouxie & The Banshees und "König der Löwen". Mit "Don't Fart On My Heart" (Meine Güte!) und "I'm Ur Future X Wife" hat sie auf der Insel auch schon zwei Szene-Hits gehabt. Total verrückt, oder? (Sunday Best)

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Passion Pit: "Manners"
Hübsch arrangierter US-Studenten-Synthiepop vom 21-jährigen Falsettsänger Michael Angelakos und seinen Freunden. Käsige 80er-Jahre-Mainstream-Sounds werden mit Prince und New Order kombiniert. Beim Hit "Little Secrets" schrecken die Buben nicht einmal vor dem Einsatz eines Kinderchores zurück. (Sony)

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