Mischa Zickler

Programmentwickler beim ORF, unter anderem verantwortlich für Taxi Orange und Starmania
Das hat mich schon als Kind fasziniert: Die Tatsache, dass man mit Wellen Informationen transportieren kann. Als ich einmal am Autoradio meines Vaters drehte und eines Nachts mitten in Wien plötzlich jugoslawisches UKW-Programm hören konnte, wurde ich ganz besessen von dieser Idee. Ich habe mich mit Weltempfängern hineingekniet in die Welt von kurzen, langen, ultrakurzen Wellen. Und obwohl ich mich so viel damit beschäftigt habe, kann ich bis heute nicht verstehen, warum Leute etwas sehen, wenn sie zu Hause den Fernseher aufdrehen. Ich hoffe auch, ich werde es nie verstehen. An diesem Tag hätte wohl das Medium seinen Reiz für mich verloren.

Foto: Aleksandra Pawloff

Birgit Keppel

Fachtrainerin bei der Firma Wella
Wir setzen uns mit verschiedenen Trendrichtungen auseinander, eine davon ist geprägt von romantischem Zeitgeist, der in Locken und Bewegung seinen Ausdruck findet. Wir haben uns bereits vor drei Jahren mit dem Comeback der Welle beschäftigt und arbeiten seither an einer Neudefinition dieses Looks. Der Unterschied zu früher ist, dass dieses grausame Wort "Dauerwelle" endlich tot ist. Mit ihr wurde sehr oft kaputtes Haar assoziiert.
Im Trend liegt jetzt nicht mehr das Wuschelige, sondern das weich in Wellen fallende Haar. Die Locke hat ja sehr viel mit Weiblichkeit zu tun. Für mich ist sie in meiner Arbeit ein faszinierendes Spielzeug. Die Locke wie auch die Welle spiegelt Bewegung wider, die Locke ist eher rund, während die Welle großzügiger und eben bewegt ist.

Foto: Aleksandra Pawloff

Hans-Peter Karnthaler

Professor für Materialphysik an der Universität Wien
In der Physik werden alle Dinge sehr präzise beschrieben, nicht so romantisch wie des Meeres und der Liebe Wellen. In der Physik ist die Welle ein räumlich und zeitlich periodischer Vorgang. Da kann man sich vielleicht zunächst nicht sehr viel darunter vorstellen. Der Frosch, der auf dem Wasser auftaucht, erzeugt um sich herum schöne, runde Wellen, die sich über den ganzen Teich ausbreiten. Wellen sind auch sehr wichtig für die moderne Kommunikation. Ich beschäftige mich mit so genannten Materie-Wellen.
Die Physiker haben entdeckt, dass jedes Teilchen, das durch die Gegend fliegt - zum Beispiel auch ein Fußball - nicht nur das Teilchen ist, sondern auch eine Welle in dualer Form. Klingt ein bisschen kompliziert. Es ist so wie das Gänseblümchenspiel: "Sie liebt mich, sie liebt mich nicht". Mit der Frage, die man stellt, ist die Antwort immer schon etwas impliziert. Wir verwenden die Materie-Wellen, um tief in Strukturen zu blicken. Und das ist ein fantastischer Mikrokosmos, den wir durch das Elektronenmikroskop betrachten.

Foto: Aleksandra Pawloff

Ildiko Raimondi

Staatsopernsängerin
Meine Stimme ist Welle. Sie besitzt die Macht, den stummen Notentext zu lebendigem Klang werden zu lassen. Der menschliche Stimmenklang ist ein Wellenphänomen, das - wenn es sich um erlesene Stimmen handelt - geradezu Wellen der Begeisterung beim Publikum auslösen kann. Wellen sind scheinbar "leichte", "ätherische" Bewegungen und verlaufen doch nach festen Schwingungsgesetzen.
Das menschliche Leben selbst verläuft in Wellenbewegungen, einmal hebt es, einmal senkt es sich; dem Fall nach unten entspricht der Schwung nach oben.

Foto: Aleksandra Pawloff

Erdem Tunakan

Komponist und Labelbetreiber
Die Schallwelle ist überhaupt die wichtigste Welle in meinem Leben. Ich arbeite mit sehr vielen Wellenformen. Die Welle ist ja oft ein fiktiver Begriff, für mich aber ist sie sehr real. Wenn ich zum Beispiel irgendein sound-file in meinem Computer bearbeite, sehe ich immer die Schallwelle vor mir auf dem Bildschirm. So gesehen kommuniziere ich auch mit Wellen. Wenn ich eine Schallwelle sehe, weiß ich genau, wie sie klingt. Man kann die Wellen lesen wie ein Buch.
Aber auch die Wellen des Meeres sind wichtig für mich. Meine Eltern kommen aus der Türkei, und wenn ich im Sommer in unserem Haus am Meer bin, sitze ich und schaue mir die Wellen an. Egal ob es Schallwellen sind oder jene des Meeres, das Feeling, das sie transportieren, ist immer gleich. Beide tragen Information in sich.

Foto: Aleksandra Pawloff

Gerhard Haider

Bademeister im Wiener Diana-Bad
Ich begegne der Welle jede volle Stunde für zehn Minuten in unserem Bad, denn da schalte ich unsere Wellenmaschine ein. Unsere Wellen sind ziemlich super. Insgesamt haben wir vier Wellenstärken. Ich denke, die Leute mögen das Wellenbad, weil es sie an den Urlaub erinnert. Dazu trägt auch die Lufttemperatur von rund 30 Grad bei. Außerdem geht es um Action, um die Kraft der Wellen, welche die Menschen fasziniert. Vielleicht wollen die Badegäste an dieser Kraft teilhaben oder gegen sie ankämpfen. Ich gehe selber auch gern in die Welle, lass' mich in ihr treiben.
Gefährlich ist es eigentlich nicht, eine Durchsage kündigt die Welle an, und ich pass' auch gut auf. Passiert ist noch nie was. Nur ein Mal musste ich zwei kleine Kinder rausfischen. (derStandard/rondo/Michael Hausenblas/21/03/03) Fotos: aleksandra pawloff

Foto: Aleksandra Pawloff