Wien - Abschiedsfeste, in deren Verlauf Gefühle der Rührung und Dankbarkeit förmlich überkochen, eignen sich nur bedingt als Objekte kritischer Betrachtung. Klaus Bachlers Abschied vom Burgtheater, unter dem Titel "Voilà, c'est fini" als aufwändige Personality-Show über die Bretter des Hauses am Ring gewuchtet, fiel weitaus sentimentaler aus, als es die Persönlichkeit des stets wie aus dem Repräsentations-Ei gepellten Direktors hätte vermuten lassen.

Ein Abend, drei Teile: Der nach Hamburg übersiedelnde Dramaturg Joachim Lux gab den launigen Historiografen einer Burg-Dekade voller Wechselfälle. Bachler seinerseits suchte "zwanglos" , unter Zuhilfenahme von Bar-Tisch und Hockern, das Zwiegespräch mit SchauspielerInnen, denen er - dem milden Debattenklima nach zu schließen - ein gewogener Zwangsherr gewesen sein muss.

Im zweiten Abschnitt dieses inszenierten Abschieds auf Raten wurde dann der Geschenkkorb für den neuen Bachler (den nach München übersiedelten "Nikolaus" ) wirklich ausgepackt. Stammkräfte des Hauses, unter ihnen "Urviech" Johannes Krisch und der herrlich saloppe Michael Heltau, brachten dem Scheidenden ein Monumentalständchen aus dem Kompilationsbüro Franz Wittenbrinks dar.

Wittenbrink ist der Dirigent und Gesangsvater aller trällernden Stadttheaterschauspieler: Das Ensemble zeigte sich prächtig bei Stimme. Als Peter Simonischek und Roland Koch den bescheidenen Bachler dann noch auf die Schultern hoben - Teil drei blieb der Feierei vorbehalten -, da schien das Mitgefühl mit einem Unnahbaren überhandzunehmen. Wie Minsterin Claudia Schmied mit Busch gesagt hatte: Wenn zwei sich scheiden, "hat einer mehr zu leiden" . (poh / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.7.2009)