„Herr Jaroslav Petras schildert, wie er auf das offene Tor zugegangen ist und gesehen hat, wie es wieder geschlossen wurde und die SS-Leute begonnen haben, wahllos in die Menge zu schießen. Auch er wurde getroffen, sechs Mal. 

Überlebt hat er, weil er sich in einem Schuhhaufen in einer Scheune versteckt hat. Und als die anderen Gefangenen die Gruben für die Getöteten ausheben mussten, haben sie ihn gefunden und aufgepasst, dass sie keine Leichen auf ihn legen. Sie haben ihn danach ins Lazarett getragen und ihm so das Leben gerettet."

Lücken aus der NS-Zeit

Elisabeth Czermaik, 16-Jährige Schülerin des Gymnasiums Krems, erzählt die Geschichte eines Juden in der Haftanstalt Stein, der das Massaker am 6. April 1945 überlebt hat. Gemeinsam mit ihren Schulkollegen hat sie recherchiert, Zeitzeugen interviewt und geschrieben. Das Ergebnis steht in [Weiße Flecken], einer Zeitung, die mit ihren Beiträgen journalistische Lücken aus der NS-Zeit füllen soll.  Insgesamt 70 Schüler aus Deutschland, Polen, Tschechien und Österreich - hier noch Schulen aus Innsbruck, Klagenfurt, Wien und Oberösterreich - waren am Projekt beteiligt, das von Step 21, der Hamburger Initiative für Toleranz und Verantwortung (gegründet aufgrund der ausländerfeindlichen Übergriffe in den 90-er Jahren), initiiert wurde. Am Dienstag wurde die erste Ausgabe der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel im jüdischen Museum in Berlin überreicht. 

Journalisten und Historiker unterstützten die Jugendlichen. Das Tagebuch des Überlebenden Jaroslav Petras haben die Kremser Schüler beispielsweise vom DÖW (Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands) bekommen. 

Fremdenfeindliche Tendenzen ernst nehmen

„Wir dürfen uns nicht damit zufrieden geben, dass die Menschenrechte auf dem Papier existieren, wir müssen für sie eintreten", schreiben die Jugendlichen in ihrem Editorial. Sonja Lahnstein, Gründerin von Step 21, ergänzt am Dienstag: „Gerade in Krisenzeiten sind fremdenfeindliche und rassistische Tendenzen im Aufwind. Wir sollten das ernster nehmen und uns dafür einsetzen, dass solches Gedankengut nicht gesellschaftsfähig wird".

Ab Mittwoch wird [Weiße Felcken] in Schulen, Gedenkstätten und Jugendeinrichtungen verteilt. So sollen auch andere Jugendliche inspiriert sein, „Weiße Flecken" zu erforschen, erhoffen sie die Initiatoren. Elisabeth Czermaik nimmt noch eine Message mit: „Es gibt keine Täter-Länder und Opfer-Länder. Alle sind sowohl als auch". (Marijana Miljkovic, derStandard.at, 30. Juni 2009)