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Mit Pina Bausch ist die bedeutendste Choreographin der Gegenwart gestorben.

Foto: APA/AP/Frank Augstein

Die große Erneuerin des Tanztheaters, Pina Bausch, ist tot. Die weltberühmte Choreographin und Chefin des Wuppertaler Tanztheaters starb am Dienstagmorgen im Alter von 68 Jahren, teilte die Sprecherin des Theaters mit. Die mit höchsten Preisen ausgezeichnete Bausch erlag einem Krebsleiden, das erst vor fünf Tagen festgestellt worden war. Noch am Sonntag vor einer Woche habe Bausch mit ihrem Tanzensemble im Wuppertaler Opernhaus auf der Bühne gestanden.

Unter ihrer Leitung wurde das Wuppertaler Tanztheater, wo sie seit 1973 als Chef-Choreographin wirkte, weltberühmt. "Körper und Bewegung sind die beste Möglichkeit, um auszudrücken, was mich und uns alle bewegt", sagte Bausch einmal. "Es ist keine Kunst und kein Können, sondern Leben." Pina Bausch galt mit ihrem Ensemble seit Jahrzehnten international als eine der wichtigsten Vertreterinnen des deutschen Balletts.

Am 27. Juli 1940 im nordrhein-westfälischen Solingen als Tochter eines Gastwirtes geboren, studierte sie bereits mit 14 Jahren bei Kurt Jooss an der Essener Folkwangschule. Nach ihrem Abschluss wechselte sie an die berühmte Juilliard School in New York. 1962 kehrte Bausch nach Deutschland zurück, wo sie zunächst in dem von Jooss neugegründeten Folkwang-Ballett tanzte.

Nur sechs Jahre später machte sie mit eigenen Choreographien auf sich aufmerksam. Als Direktorin des neugegründeten Tanztheaters Wuppertal, das fortan ihren Namen trug, schuf sie seit den 1970er Jahren rund 40 abendfüllende Werke und wurde mit internationalen Auszeichnungen und Preisen überhäuft.

2007 erhielt sie für ihr Lebenswerk in Tokio als erste Frau den Kyoto-Preis sowie den Goldenen Löwen der Biennale von Venedig. 1982 übernahm sie eine Rolle in Federico Fellinis Film "E la nave va". Einen eigenen Kinofilm brachte sie mit "Die Klage der Kaiserin" 1990 heraus.

Die ersten eigenen Choreographien Bauschs sind noch stark dem Modern Dance verpflichtet. Ab Mitte der 1970er Jahre änderte sie aber nach und nach ihren Stil und integrierte immer mehr Gesang, Sprache, Alltagsgesten und Pantomime in ihre Werke. Ihre Stücke handeln von persönlichen und gleichzeitig universellen Themen wie Angst, Tod, Liebe und Sehnsucht. Was die Menschen bewegt, das interessiere sie viel mehr als wie sie sich bewegten, sagte Bausch einmal.

In Wuppertal erregte sie zuerst mit ihren Tanzversionen von Gluck- Opern und Strawinskys "Sacre du Printemps" Aufsehen. Ihre radikale tänzerische Umsetzung der Bartok-Oper "Herzog Blaubarts Burg" (1977) wurde von einem wütenden Publikum seinerzeit mit Türenknallen quittiert. Choreographie, Kostüme und Musik der Bausch-Produktionen brachen radikal mit gängigen Vorstellungen. Getanzt wurde bei ihr mitunter in knöcheltiefem Wasser, auf Torf oder zwischen Plastik-Nelken.

In der Öffentlichkeit nahm Bausch selten Stellung zu ihren Produktionen. Sie blieb bei Premierenfeiern lieber kettenrauchend im Hintergrund. Bei der Verleihung des Kyoto-Preises las sie von einem Zettel ihre Dankesworte ab, "weil ich doch so nervös bin, wenn ich frei sprechen muss". (APA/Ag.)