Die 24-jährige Tirolerin Sigrid Maurer (GRAS) steht an der Spitze der ÖH.

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In den kommenden zwei Jahren sollen GRAS und FEST, die grün-alternative und die Fachhochschulen-Fraktion, ohne Mehrheit an der Spitze der ÖH-Exekutive die Geschicke des Studierendenparlaments lenken. Dass sich die Wahlsieger AG (Aktionsgemeinschaft) und die Fachschaftslisten (FLÖ) gegen die Koalition stellen werden, glaubt die erste Vorsitzende Sigrid Maurer nicht. "Die inhaltliche Positionierung ist meistens einheitlich", sagte sie zu Marijana Miljkovic.

derStandard.at: Anders als erwartet gibt es keine Koalition zwischen GRAS, VSSTÖ und FEST. Enttäuscht?

Maurer: Der Plan ist nicht ganz aufgegangen, aber halb. Wir hätten sehr gern den VSSTÖ dabei gehabt. Wir klären, wie trotzdem eine Zusammenarbeit möglich wäre.

derStandard.at: Wie soll das funktionieren?

Maurer: Das wird sich erst in den nächsten Tagen herausstellen. Es gibt mehrere Möglichkeiten.

derStandard.at: Was bedeutet es für die Arbeit, nicht die Mehrheit im Studierndenparlament zu haben?

Maurer: Es wird schwierig sein, Referentinnen und Referenten wählen zu können. Man kann sich auch auf keine fixen Mehrheiten verlassen, sondern muss sie immer suchen. Die Exekutive ist von Mehrheiten aber nicht abhängig. Es geht in erster Linie darum, die Arbeit zu machen. Da die Anträge und beschlüsse allerdings hauptsächlich inhaltlicher Natur sind, und die inhaltliche Positionierung innerhalb der ÖH meistens einheitlich ist, wird es hier nicht wahnsinnig viele Probleme geben. Es ist zum Beispiel eine übereinstimmende Stellungnahme zum Universitätsgesetz beschlossen worden.

derStandard.at: Sie glauben also nicht, dass sich FLÖ und AG gegen Sie stellen werden?

Maurer: Nein. Gerade mit den FLÖ gibt es bildungspolitisch sehr gleiche Ansichten. Es ist klar, was die Interessen der Studierenden sind.

derStandard.at: Wo treffen sich GRAS und FEST inhaltlich? Hat es schon Gespräche zu gemeinsamen Zielen gegeben?

Maurer: Die Projekte sind vollkommen klar: Eines davon ist die Fachhochschulstudiengesetz-Novelle, bei der es darum geht, die studienrechtlichen Bestimmungen anzupassen. Die Lissabonkonferenz im April nächsten Jahres ist ein weiteres.

derStandard.at: Es machen Gerüchte die Runde, GRAS und VSSTÖ hätten der FEST das Zugeständnis gemacht, Gesellschafts- und Genderpolitik nicht zu thematisieren. Was ist da dran?

Maurer: Ich weiß nicht, von wem die Gerüchte kommen. Das war nie Thema. Mit der FEST ist ausgemacht worden, dass es in erster Linie um Inhalte geht. Es wird innerhalb dieser Exekutive sicher auch gesellschaftspolitische Themen geben. Die genaue Augestaltung wird in der Koalition ausgemacht. Dass wir diese Themen nicht behandeln wollten, das stimmt überhaupt nicht.

derStandard.at: Samir Al-Mobayyed von der AG glaubt, dass die Koalition schon in wenigen Monaten in die Brüche gehen wird.

Maurer: Diese Koalition wird halten. Es ist klar, dass der Samir das behauptet. Wir werden das Gegenteil beweisen. (Marijana Miljkovic, derStandard.at, 30. Juni 2009)