Die inkriminierte Karikatur. "Chefsache" war der "Superstruppi" bei der "Krone". Chef Dichand stoppte ihn. Mundartdichter Herbert Pirker ("kuaz und guad") flog auch gleich.

Karikatur: Superrudi

Markus Szyszkowitz.

Foto: Privat
Karikatur: Superrudi
Karikatur: Superrudi
Karikatur: Superrudi

STANDARD: Dienstag ist nach 11 Jahren der letzte "Superrudi & Superstruppi"-Cartoon in der "Krone" erschienen. Warum sind die beiden Figuren aus dem Pressehaus geflogen?

Szyszkowitz: Der Anfang vom Ende der Story liegt ziemlich genau ein Jahr zurück, und hat offenbar zu einem immer tieferen Bruch mit dem Herausgeber geführt.

STANDARD: Da zeichneten Sie auch Cartoons für die "Wiener Zeitung". Und es gab Krach wegen Faymann-kritischer Karikaturen im Staatsblatt.

Szyszkowitz: Ich hatte mir immer den Status eines freien Mitarbeiters erhalten, und neben der "Krone" auch für andere Zeitungen als Karikaturist gearbeitet. Neben der Solidarität war ich eben v. a. auch für die "Wiener Zeitung" bereits über 3 Jahre tätig. Dies war auch für H. D. nie ein Problem, bis Werner Faymann im öffentlichen Interesse aufstieg und somit auch zum Thema dieser Karikaturen wurde: Zuerst bei einem "Zufallstreffer", als nach einer 3-teiligen "Gusius-Cäsar"-Serie Anfang Juni 2008 (zum erahnbaren Ende der „Ära" Gusenbauer) bei der Suche nach einem Brutus die Wahl ausgerechnet auf ihn fiel, und dann bei einer knappen (treffsicheren) Erklärung zur "neuen" EU-Linie der SPÖ.

Per "Drohbrief" wurde ich dann vor die Wahl gestellt, diese Karikaturen sofort einzustellen, oder mit einem Ende des Superrudi-Strips die Existenzgrundlage (meiner 5-köpfigen Familie) zu verlieren. Die Situation war für mich unerträglich, v. a. da die Karikaturen in der "Wiener Zeitung" mittlerweile die einzige Möglichkeit waren, eigene (grafisch-satirische) Kommentare zur Politik abzugeben. Durch extreme Selektion war dies in der Krone schon lange nicht mehr möglich.

STANDARD: Glauben Sie, dass Faymann - damals ja noch "Wahlneffe" - selbst gegen diese Karikaturen interveniert hat?

Szyszkowitz: Das ist nicht beweisbar. Kollegen berichteten, es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass er so in redaktionelle Bereiche in der "Krone" eingegriffen hätte. Wenn es so war, hätte er jedoch über diesen Umweg erstmals in die Redaktion einer anderen Zeitung eingegriffen, und wohl erstmals in dieser Republik wäre somit ein Karikaturist Opfer einer politischen Intervention geworden.

STANDARD: Sie haben dann unter Pseudonym weiter gezeichnet - und nicht weniger frech als vorher. Der Deckname half offenbar nicht?

Szyszkowitz: Das Pseudonym - das ich den Lesern und neuen Fans zu Liebe jetzt nicht verrate - teile ich mit meiner Frau, die meist die Ideen liefert. Durch totalen Stilwechsel bin ich ziemlich lang unerkannt geblieben.

STANDARD: Ist es dann nicht ein bisschen absurd, dass Superrudi just zu einer Zeit gehen muss, in der Hans Dichand von Werner Faymann zu den Prölls gewechselt ist. Oder haben Sie auch die schon aufs Korn genommen?

Szyszkowitz: Ich hatte/ habe auch gegen Werner Faymann persönlich nichts. Mir ist nur diese Situation auf die Nerven gegangen, die mir ziemlich antidemokratisch erschien. Und das liegt wohl eher am System "Krone". Klar hab ich die Prölls auch schon aufs Korn genommen, aber die halten das aus.

STANDARD: Wer hat Superrudi eigentlich ausgewählt? Angeblich war er Chefsache, wie früher einmal die tägliche Nackte?

Szyszkowitz: Absolut Chefsache. Zuerst der Text, dann die Skizze (per Fax).

STANDARD: Gab es Vorgaben, inhaltliche Richtlinien für Superrudi?

Szyszkowitz: Konwallin, der zuerst den Text abgeliefert hat, war als "Herr Strudel" schon 11 Jahre vor mir beim "Verein", und wusste bereits ungefähr "die Richtung". Was nicht passte, wurde gestrichen. Immer öfter auch dann die Zeichnung zu bereits ausgewählten Texten, was einigermaßen frustrierend war.

STANDARD: Haben Sie Superrudi eigentlich auch getextet?

Szyszkowitz: Am Anfang hatten wir beide noch relativ viel Spielraum. Da gelang es mir noch ziemlich oft, mich selbst einzubringen. Das nahm die letzten Jahre rapid ab. Zuletzt haben es meine Ideen nur mehr sehr selten in die Zeitung geschafft.

STANDARD: Was hat Superrudi nach dem Rausschmiss vor?

Szyszkowitz: Eventuell gelingt es ihm, wo anders Fuß zu fassen (es gibt schon konkrete Gespräche) derweil wird er 1x pro Woche im web agieren (www.superrudi.at) - ohne Maulkorb(!) (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 1.7.2009; Langfassung)