Wien - Zurzeit kommen zwar weniger Arbeitsmigranten in die reichen Staaten als noch vor ein paar Jahren - aber das wird laut der OECD, der Organisation der Industriestaaten, nicht lange so bleiben: Mit dem Wirtschaftsaufschwung würden auch wieder mehr Zuwanderer kommen, so die OECD in ihrer neuen Migrationsprognose.
Die Politik solle sich also schon jetzt darauf vorbereiten - und bessere Bedingungen für Zuwanderer am Arbeitsmarkt und im Bildungssystem schaffen.
Kein Grund zur Sorge
Die steigende Migration sei kein Grund zur Sorge, so die OECD-Experten - im Gegenteil: OECD-weit seien Migranten ein Motor für neue Jobs. Die OECD schätzt, dass in Österreich zwischen 1997 und 2007 die Hälfte der neu geschaffenen Jobs auf Zuwanderer zurückgehen, wobei insbesondere ab 2003 viele Menschen aus den alten EU-Staaten dazukamen.
Laut OECD kommt es am Jobmarkt nicht zur Verdrängung von Einheimischen durch Zuwanderer - nicht einmal bei Arbeitsplätzen mit geringer Qualifikation. Vielmehr sei der Anstieg der Beschäftigung von Migranten auf zwei andere Faktoren zurückzuführen: Auf das Desinteresse der einheimischen Jugendlichen an den spezifischen Jobs, und auf den Rückgang der einheimischen Bevölkerung.
Arbeitsmarkt braucht Zuwanderer
Die Zahl der 20 bis 29-Jährigen sei in den untersuchten europäischen Staaten zwischen 1998 und 2006 um acht Prozent zurückgegangen. Zugleich sei die Zahl der Jobs gestiegen.
Es zeige sich, dass Migranten vor allem dort Arbeit finden, wo schon vorher viele Migranten tätig waren - oder wo überdurchschnittlich viele Einheimische in Pension gehen.
Auch für die Zukunft werde Österreich Zuwanderer brauchen: Schon in 15 Jahren gäbe es sonst um ein Viertel weniger Menschen zwischen 20 und 24 Jahren. In der gesamten OECD käme es zu einem Minus von 14 Prozent, warnt die OECD.
Bei der aktuellen Überalterung könne die einheimische Bevölkerung nur zum Teil die Lücke am Arbeitsmarkt füllen. Insbesondere empfiehlt die OECD die Aufnahme ausländischer Studenten. Damit könne sichergestellt werden, dass junge Menschen mit der gewünschten Qualifikation am Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.
Politik soll Enklaven verhindern
Für die Benachteiligung von Immigranten sei die geringe Ausbildung nur einer von mehreren Faktoren. Noch wichtiger seien die Konzentration an bestimmten Orten und die soziale Isolation. Die Politik solle daher die Bildung großer "Enklaven" mit Immigranten verhindern und für mehr Kontakt zwischen ihnen und der allgemeinen Bevölkerung sorgen. Kinder von Immigranten sollten schon früh mit der Landessprache in Kontakt kommen. Da in OECD-Ländern viele Jobs über persönliche Kontakte oder Freunde und Verwandte besetzt werden, sollte man dafür sorgen, dass Immigranten in die entsprechenden Netzwerke hineinkommen. Insbesondere müsse die Politik sichern, dass auch der öffentliche Sektor für Migranten zugänglich wird. (APA)