Wien/Hannover - "Die Welt ist ungerecht, doch jeder Einzelne kann etwas dagegen tun" , ist Miriam Zillner, Gründerin des Vereins "Selam the Children of Ethiopia" (SCE), überzeugt. Nach der Matura wusste die 19-jährige Niederösterreicherin erst einmal nicht weiter. Sie kontaktierte die Caritas und erhielt die Adresse eines Waisenhauses in Afrika. Zillner entschied, "einfach alleine nach Äthiopien" zu fliegen.
Dort angekommen, sah sie sich mit dem Einstieg "in eine neue Welt" mit fremder Kultur und Sprache konfrontiert. Zusammen mit den anderen wenigen Betreuerinnen war sie für Hygiene, Nahrungsversorgung, Spital- und Schulbesuche der rund 150 Kinder und Jugendlichen unter zwanzig Jahren verantwortlich, mit denen sie unter einem Dach wohnte. "Einfach mit den Kindern reden" war ein bedeutender Teil ihrer Arbeit - auf Amharisch, der Nationalsprache Äthiopiens, die sie "durch Kommunikation gelernt hat" .
Nach insgesamt neun Monaten in Äthiopien entschloss sich Zillner, den Rahmen für eine langfristige Unterstützung der Waisen zu schaffen. Der Name ihres Vereins bedeutet "Friede für die Kinder Äthiopiens" . In zwanzig Jahren wird ihr Projekt Kinder von der Straße weggebracht haben, hofft sie. "Die Welt zu verbessern ist der Traum von jedem, von mir auch." An diese Vision glaubt sie aber nicht. "Das wäre utopisch und unrealistisch. Aber ich denke, jedes einzelne Kind, dem man helfen kann, ist ein erster, kleiner Schritt."
Mit den Spenden, die sie in Österreich sammelt, unterstützt sie das von einer Äthiopierin gegründete Waisenhaus. Denn "weder die hygienischen Mittel noch die Nahrungsvorsorge kann garantiert werden" . Wenn sie in Äthiopien ist, kümmert sie sich von Spitalsbesuchen bis hin zu Schulbesuchen "um alles, was es halt zu erledigen gibt" . Die Kraft für ihr großes Engagement zieht sie aus dem Lachen der Kinder, für die sie eine Bezugsperson geworden ist, die diese oft vermissen. Außerdem habe sie einen "sehr starken Glauben" .
Mit dieser Inspiration ist sie nicht alleine. Für den 21-jährigen Serkan Agcan aus Hannover ist das Hauptmotiv für die Gründung seines Projekts "Art for Water" religiöse Überzeugung. Gemeinsam mit Sara Morkramer (22), Bauingenieurwesen-Studentin, unterstützt er zurzeit die Errichtung eines Brunnens in Kenia.
Seit 2005 spendet Agcan die Hälfte des Gewinnes aus dem Verkauf seiner Bilder, hauptsächlich arabischer Kalligrafien, dem Brunnenbau. Abwechselnd beteiligen sich weitere Künstler an "Art for Water" , sie konnten schon drei Brunnen finanzieren. Durch das Internet stieß er auf Interessierte, ein Partnerverein in Ghana übernimmt die Umsetzung vor Ort.
Die Not, die auch Zillner mit ihrem Engagement lindern möchte, war anfangs für sie schwer zu ertragen. Was sie angesichts dessen aber nachdenklich stimmt, ist, "warum viele in Europa, obwohl sie alles haben, das nicht schätzen können und nicht glücklich sind" . (Nermin Ismail, Magdalena Legerer, Kristina Nedeljkovic/DER SCHÜLERSTANDARD, 30. Juni 2009