Hamburg  - Die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industriestaaten und Russlands (G-8) suchen ab 8. Juli Lösungen für die drängendsten globalen Probleme. Im Mittelpunkt der Beratungen im italienischen L'Aquila stehen die globale Finanz- und Wirtschaftskrise, die anstehenden Verhandlungen im Kampf gegen die Erderwärmung und erneut die Bekämpfung von Armut und Hunger in den ärmsten Staaten.

Der Gastgeber, Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi, hatte den Gipfel kurzfristig von Sardinien in den Ort in den mittelitalienischen Abruzzen verlegt. Im April hatte dort ein Erdbeben 17.000 Menschen obdachlos gemacht und fast 300 getötet. Berlusconi, der innenpolitisch wegen angeblicher Frauenaffären unter Druck steht, will so seine Solidarität mit den Bewohnern der Region demonstrieren.

Tausende Polizisten werden den Gipfel schützen. Beim letzten G-8- Gipfel in Italien, 2001 in Genua, war die Polizei mit aller Härte gegen Demonstranten vorgegangen. Es war zu schweren Ausschreitungen gekommen.

Obamas Premiere

Für US-Präsident Barack Obama ist es der erste G-8-Gipfel. Auf ihm ruhen große Hoffnungen. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger George W. Bush zeigt Obama den Willen zur Zusammenarbeit beim globalen Klimaschutz. Geht es nach dem Präsidenten, werden sich die USA erstmals in ihrer Geschichte dazu verpflichten, den Ausstoß gefährlicher Treibhausgase zu verringern. Diplomaten gehen davon aus, dass in L'Aquila gute Vorarbeiten für ein neues globales Klimaabkommen geleistet werden können. Der Abschluss soll bei einem Gipfel im Dezember in Kopenhagen gelingen. Zuvor kommt die Staatengemeinschaft noch zu einem Klimatreffen im September in New York zusammen.

Mit Blick auf den nächsten Gipfel der 20 führenden Wirtschaftsnationen (G-20) Ende September in den USA, zu denen auch die G-8 gehören, werden die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihre sieben Kollegen auch über eine schärfere Kontrolle der Finanzbranche rund um den Globus beraten. Zudem dürfte die Runde eine Bestandsaufnahme machen, ob und wie die milliardenschweren Konjunktur- und Stabilitätsprogramme auf die Weltwirtschaft wirken.

Außenpolitisch dürften Nordkorea und der Iran die Tagesordnung beherrschen. Nach den Präsidentenwahlen ist das Regime im Iran allerdings ins Wanken geraten. Die Opposition beklagt Wahlbetrug. Das bitterarme Nordkorea provoziert weiter mit Raketentests, um vor allem die USA an den Verhandlungstisch zu zwingen.

Erneut werden sich die reichen G-8-Staaten mit Hunger, Armut und Seuchen in den wirtschaftlich schwächsten Regionen der Welt beschäftigen. Es wird erwartet, dass sie zumeist ihre Versprechen der letzten Gipfel bekräftigen, spektakuläre neue Hilfszusagen aber wohl nicht machen. (APA)