Moskau - Russland hat als Reaktion auf die andauernde Gewalt im Nordkaukasus und den Konflikt mit Georgien ein umstrittenes Manöver mit 8.500 Soldaten und 200 Panzern in der Region begonnen. "Ziel der Übung ist es, den realen Zustand der Kampf- und Mobilisierungsbereitschaft der Streitkräfte einzuschätzen", sagte Militärsprecher Andrej Bobrun am Montag der Agentur Interfax zufolge. Georgien äußerte Befürchtungen, dass die russische Seite damit einen neuen Krieg vorbereite.

Das bis 6. Juli geplante Manöver "Kaukasus 2009" soll den Kampf gegen islamistische Untergrundkämpfer im Nordkaukasus verbessern. Die Übung erstreckt sich aber auch auf die von Georgien abtrünnigen Regionen Südossetien und Abchasien, die eine Rückeroberung durch Truppen aus Tiflis fürchten.

Keine westlichen Beobachter

Experten vermuten, dass entgegen den russischen Angaben deutlich mehr Soldaten und Kampftechnik im Einsatz sind. Laut Medien hat der kommandierende russische Generalstabschef Nikolai Makarow keine westlichen Beobachter zugelassen.

Georgien äußerte erneut Befürchtungen vor einem möglichen Angriff Russlands. "Wir hoffen, dass sich die Ereignisse vom August 2008, als die russische Armee in Georgien einfiel und das Territorium besetzte, nicht wiederholen", sagte Vizeaußenminister Alexander Nalbandow in Tiflis. Russland hatte Abchasien und Südossetien nach dem Krieg als unabhängig anerkannt. Georgiens Präsident Michail Saakaschwili fürchtet, Moskau wolle wie zu Sowjetzeiten wieder ganz Georgien kontrollieren.

Nach russischen Militärangaben soll das Manöver ein "neues Kriegsabenteuer Saakaschwilis" verhindern. Es gehe darum, dass vom Heer über die Luftwaffe bis zur Marine alle Einheiten die Lehren aus dem Fünf-Tage-Krieg 2008 nun umsetzten, sagte der russische Generaloberst Alexander Kolmakow. Russland wirft Georgien vor, sich mit westlicher Hilfe militärisch wieder gestärkt zu haben. Die NATO hatte ungeachtet russischer Proteste im Mai in Georgien ein längeres Manöver abgehalten. Nach dem August-Krieg hatten sich Moskau und Tiflis gegenseitig die Schuld an dem Blutvergießen gegeben.

Ein Schwerpunkt des Manövers liegt im Nordkaukasus in den Konfliktrepubliken Inguschetien, Dagestan und Tschetschenien, wo es in den vergangenen Monaten wieder vermehrt zu Terror-Anschlägen islamistischer Rebellen kam. Der russische Präsident Dmitri Medwedew hatte die "Vernichtung der Banditen" verlangt. Nach dem Attentat auf den inguschetischen Präsidenten Junus-Bek Jewkurow vor einer Woche forderte Medwedew am Wochenende einen "angemessenen Vergeltungsschlag". Jewkurow lag auch am Montag weiter im Koma. (APA/dpa)