So fröhlich hätten sich Vizekanzler Josef Pröll und Bundeskanzler Werner Faymann in ihrer Kampagne präsentieren können. Jetzt verzichten sie darauf - weil über die Kampagne gestritten wird.

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Die für den Herbst geplante Kampagne der Bundesregierung ist abgesagt. Damit wird es keinerlei Inserate geben, die die Wohltaten dieser Regierung loben und preisen. Vizekanzler Josef Pröll hatte am Sonntag in der ORF-Pressestunde vorgeschlagen, auf die Kampagne zu verzichten und das Geld stattdessen für die Hochwasserhilfe zu verwenden. Am Montag hatte sich zwar herausgestellt, dass der Katastrophenfonds ausreichend dotiert ist und für die Hochwasserhilfe keine zusätzlichen Mittel notwendig sind, dennoch einigte sich Bundeskanzler Werner Faymann mit Pröll am Montag darauf, die Imagekampagne abzusagen. "Eine Kampagne, wo zwei Partner streiten, die gibt es nicht", sagte Faymann. Die veranschlagten fünf Millionen Euro bleiben vorerst im Budget, es wurde keine andere Verwendung vereinbart.

Vier Agenturen geladen

Am Mittwoch hätte die Präsentation der Kampagne stattfinden sollen, zu der vier Agenturen eingeladen waren. Sie wurde abgesagt. Geplant war, die Arbeit der Regierung anhand "guter Beispiele" darzustellen. Die Absage stößt bei Verlegern und Werbebranche auf wenig Gegenliebe. Horst Pirker, Präsident des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ), sagte der APA, er halte es "für vordergründig, die Not von Menschen gegen demokratiepolitisch notwendige Initiativen abzutauschen". Peter Drössler, Obmann des Fachverbandes Werbung und Marktkommunikation in der WKÖ, hält die Ansage für "ein völlig dummes Signal".

Volumen von fünf Millionen war geplant

Es sei "nicht einzusehen, weshalb die Regierung bei den Medien, die derart unter der Krise zu leiden haben, noch einmal in diesem Ausmaß einspart". Die Regierungskampagne wäre mit fünf Millionen Euro dotiert. Dieser Betrag allein stürze die Medien nicht in die Krise - "das Signal, der Medien- und Werbebranche jetzt Geld vorzuenthalten, ist aber verheerend", so Drössler. Freilich könne man darüber diskutieren, ob die Gelder im Rahmen der Kampagnen richtig eingesetzt sind - grundsätzlich ist Drössler aber der Meinung, dass die Regierung noch mehr Geld für Kommunikation einsetzen solle.

"Nichts miteinander zu tun"

Für Pirker ist die Argumentation, das Geld solle "mit einer zeitnahen klaren Hilfe den Betroffenen zukommen" nicht nachvollziehbar. "Ich glaube, dass die Hilfe für die Hochwasseropfer, die meines Wissens längst in vollem Umfang sichergestellt ist, mit der Frage der 'Regierungskampagne' überhaupt nichts zu tun hat", so der Verlegerpräsident. Keinen Zusammenhang konnte am Sonntag auch die Sprecherin von Bundeskanzler Werner Faymann erkennen. Sie hatte aber betont, dass es eine Regierungskampagne "selbstverständlich" nur dann gebe, "wenn beide Parteien das wollen". Faymanns Medienstaatssekretär Josef Ostermayer hatte unlängst bei einer Tagung der Verleger betont, die für Herbst geplante Regierungskampagne solle unter anderem Werbeeinnahmen für Medienunternehmen bringen.

Faymann dankt den Helfern

Einige Einnahmen konnten die Zeitungen indes am Wochenende doch lukrieren: Bundeskanzler Werner Faymann schaltete großflächige Anzeigen. Das Thema: Hochwasser bzw. die vielen Helfer, denen Faymann in diesen Inseraten dankte. Was wiederum das BZÖ auf die Palme bringt. Das Bündnis will beim Kanzler mittels parlamentarischer Anfrage die Kosten der Aktion erfragen. (völ/APA/DER STANDARD; Printausgabe, 30.6.2009)