Wien - Die österreichische Industrie dürfte "noch im Verlauf des Sommers" eine Trendwende erfahren. Das Schrumpfungstempo bremse sich inzwischen "deutlich ein", aber der Tiefpunkt stehe noch bevor. Die Hoffnung auf eine kräftige Erholung sei aber fehl am Platz. Zu diesem Schluss kommt Bank Austria-Ökonom Stefan Bruckbauer anlässlich des aktuellen Einkaufsmanagerindex (EMI), der sich im Juni von 39,3 auf 42 Punkte verbesserte und damit im dritten Monat in Folge wieder nach oben ging. Düster sind die Aussichten am Arbeitsmarkt.

Der Beschäftigungsabbau wird sich nach Einschätzung der Bank-Volkswirte wegen der geringen Kapazitätsauslastung sogar dann noch einige Zeit fortsetzen, wenn Aufträge und Produktion wieder anziehen. Für 2009 wird eine Arbeitslosenquote von 7,6 Prozent (nach 5,8 Prozent 2008) erwartet, 2010 sogar von 9,0 Prozent.

Auch wenn eine Stabilisierung der Industriekonjunktur unmittelbar bevorstehen dürfte, soll es dann nur langsam noch oben gehen. "Allzu großem Optimismus müssen wir eine Absage erteilen, denn die globale Wirtschaft ist weiterhin angeschlagen, ein kräftige Zugpferd für die exportabhängige österreichische Industrie ist derzeit noch nicht in Sicht", so Bruckbauer in einer Pressemitteilung am Montag. Nach dem katastrophalen Start ins laufende Jahr werde die Industrieproduktion heuer im Jahresdurchschnitt um rund 12 Prozent real sinken und auch 2010 nur geringfügig wachsen.

"Eindeutiger Aufwärtstrend"

Der EMI zeigt mit seinem Juni-Wert von 42 Punkten einen weiteren Rückgang der österreichischen Industriekonjunktur an, ging aber im dritten Monat in Folge nach oben. Einen solch eindeutigen Aufwärtstrend habe es zuletzt um den Jahreswechsel 2005/2006 gegeben, damals allerdings auf solidem Wachstumsniveau. Im Juni wiesen fast alle Teilindizes einen kräftigen Anstieg auf, liegen jedoch ausnahmslos noch unter der Wachstumsschwelle. So setzte sich der Rückgang der Neuaufträge im Juni deutlich abgebremst fort. Insbesondere die Nachfrage aus dem Ausland nahm nur noch wenig ab, wobei derzeit vor allem die Verschlechterung der Konjunktur in Osteuropa den Index nach unten drückt. Der Index für die Produktionsleistung stieg auf 45,2 Punkte, den günstigsten Wert seit mehr als neun Monaten.

Die Erwartung einer bald bevorstehenden Trendwende in der österreichischen Industrie basiere neben dem Aufwärtstrend beim EMI vor allem auf der Entwicklung der Lager. Der besonders starke Abbau der Lagerbestände in den vergangenen Monaten zeige, dass die Produktionsleistung mitunter stärker zurückgefahren wurde, als es der Einbruch der Nachfrage erfordert hätte. Im Juni habe sich der Abbau der Verkaufslager sogar im Rekordtempo fortgesetzt.

Die Rezession in der Industrie werde bald vorbei sein, denn die Unternehmen würden die Produktion an die Nachfragebedingungen anzupassen haben und die leeren Lager bald wieder auffüllen. Allerdings bestehe das Risiko, dass sich die Nachfrage in den kommenden Monaten nicht deutlich genug verbessere, um einen nachhaltigen Aufschwung des Produktionszyklus in der Industrie einzuleiten, so Bank Austria-Volkswirt Walter Puschedl. (APA)