Silbertal - Auf der deutschen Neonazi-Website Altermedia.info und der österreichischen Alpen-Donau.info sind sich Verfasser und Poster einig: Die Entfernung des Silbertaler Kriegerdenkmals ist ein "gar widerliches Schauspiel antifaschistischer Wirrköpfe". Die Schreiber verstecken sich, wie bei Cybernazis üblich, in der Anonymität des Internets. Sie wettern gegen "Gutmenschen", verunglimpfen Historiker, Künstler und Willi Säly, den VP-Bürgermeister von Silbertal. Unter sein Foto schreibt der Verfasser eines antisemitischen Pamphlets gegen den "Denkmalsturm im Auftrag der Juden": "ÖVP Bürgermeister Willi Säly. Das Gesicht der Niedertracht".

Fotos von Gegnern zu veröffentlichen ist Teil der Strategie von Alpen-Donau.info. Das Dokumentationsarchiv sieht darin eine "Bedrohung" und "menschenverachtende Hetze".

Auf Altermedia.info, in Deutschland beheimatet, aber wie Alpen-Donau auf einem US-amerikanischen Server liegend, schließt der Verfasser seine Schelte der "Denkmalstürmer" mit dem kryptischen, fett gedruckten Satz: "Ein wirklich guter Anlass, um dafür zu sorgen, dass in Silbertal auch späterhin wirklich nichts vergessen wird." Ob das als Drohung zu sehen ist, prüfen Kriminalpolizei und Staatsanwalt. Bei der Staatsanwaltschaft Feldkirch liegen mehrere Anzeigen. Die Verfolgung von Cybertätern ist, so Staatsanwalt Manfred Bolter, "mit sehr viel Aufwand verbunden". Vor allem weil Behörden, wenn Websites auf ausländischen Servern liegen, mit unterschiedlichen Rechtsstandards konfrontiert sind. Zudem sei Rufdatenrückerfassung, mit der über die IP-Adresse der Verfasser gefunden werden kann, rechtlich nur möglich, wenn Straftatbestände vorliegen, die mit mehr als einem Jahr Freiheitsstrafe geahndet werden.

Platz der Erinnerung

Die Entscheidung, das Kriegerdenkmal zu entfernen, machten sich die Silbertaler nicht einfach. Zwei Jahre lang recherchierten engagierte Dorfbewohner in der "Geschichtswerkstatt" gemeinsam mit Historikern und Zeitzeugen nicht nur das Leben des Bergbauernsohnes Josef Vallaster, der in der Tötungsanstalt Hartheim und im Vernichtungslager Sobibór aktiver Teil der NS-Mordmaschinerie war, sondern auch die Lebensumstände im Silbertal der Zwischenkriegszeit. Bürgermeister Willi Säly über die Geschichtswerkstatt: "Nach zwei Jahren aktiver Erinnerungsarbeit genießt unsere Gemeinde den Ruf eines mutigen und menschlichen Ortes." Über die Akzeptanz im Dorf sagt Säly: "Die ist stetig gewachsen, weil man gesehen hat, dass der Umgang mit der eigenen Geschichte konsequent und gleichzeitig sensibel ist." Freilich werde es nach dem Abräumen des Steines "noch einiges zu reden geben im Dorf".

Gesprächsstoff wird die nächsten Monate die Errichtung eines "Platzes der Erinnerung" bieten. Wo der Stein stand, wird ein künstlerisch gestalteter Platz entstehen. Erinnert werden soll an alle Opfergruppen, an Soldaten wie an Zwangsarbeiter und Flüchtlinge. (Jutta Berger, DER STANDARD Print-Ausgabe, 27./28.06.2009)