Bei der deutschen Islamkonferenz verhielt es sich wie bei so mancher Therapie. Hauptsache, wir haben darüber geredet, lautete das inoffizielle Motto. Doch das soll die Verdienste der deutschen Regierung zunächst einmal nicht schmälern. Was Vertreter der rot-grünen Bundesregierung unter Kanzler Gerhard Schröder nicht zustande brachten, schaffte ausgerechnet der als Hardliner geltende Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU).

Er setzte sich mit muslimischen Verbänden an einen Tisch. So wurde zum ersten Mal nicht über Muslime in Deutschland gesprochen, sondern mit ihnen - und das fast drei Jahre lang. Dies allein ist verdienstvoll und sollte Ansporn für die österreichische Regierung sein. Denn in einer Zeit, in der viele Menschen in Muslimen vorrangig (verkappte) Terroristen sehen, gelang es den Deutschen, diese ein Stück weiter in die Mitte der Gesellschaft zu rücken.

Umgekehrt wurde einigen Muslimen einmal mehr unmissverständlich klargemacht: Hier in Deutschland gilt das Grundgesetz, nicht der Koran. Und auch nicht eine so genannte "Familienehre", bei der junge Frauen um ihr Leben fürchten müssen, weil sie wie Deutsche leben wollen.

Natürlich sind viele in Deutschland nun auch enttäuscht, weil ihnen die Ergebnisse der Islamkonferenz zu wenig konkret sind - vor allem in der Frage des Islamunterrichts an staatlichen Schulen. Sie sollen und müssen darauf hoffen, dass der Dialog auch nach der Bundestagswahl weitergeht. Denn was jahrzehntelang versäumt worden ist, kann man nicht einfach innerhalb dreier Jahre aufholen. (Birgit Baumann, DER STANDARD - Printausgabe, 26. Juni 2009)