Teheran - Im Fall der getöteten iranischen Studentin Neda geht die ultra-konservative Presse des Landes zum Gegenangriff über: Zahlreiche Medien berichteten am Donnerstag, eine Untersuchung habe ergeben, dass es sich bei der benutzten Waffe um Schmuggelware handle. Die Zeitung "Watan Emrus", die Präsident Mahmoud Ahmadinejad unterstützt, beschuldigte sogar den inzwischen des Landes verwiesenen BBC-Journalisten Jon Leyne, den Mord rund um die Proteste gegen die umstrittene Wiederwahl Ahmadi-Nejads für seine Dokumentation in Auftrag gegeben zu haben.

Neda Agha-Soltan war bei den Protesten gegen die Ergebnisse der Präsidentschaftswahl erschossen worden. Die Bilder der blutenden und sterbenden jungen Frau, die noch immer nicht zweifelsfrei als authentisch identifiziert werden konnten, kursieren seit dem Wochenende im Internet und haben aus der Studentin eine Symbolfigur für den Widerstandskampf im Iran gemacht.

Zufall und "Absicht"

Ihr Verlobter hatte zu Beginn der Woche der BBC gesagt, Neda habe gar nicht an den Protesten teilgenommen. Sie sei nur zufällig in der Nähe aus dem Auto ausgestiegen. Er beschuldigte die islamische Bassij-Miliz, für den Tod seiner Verlobten verantwortlich zu sein. Auf seine Freundin sei "absichtlich" gezielt worden.

Mehrere iranische Zeitungen sahen die Schuld dagegen nicht bei den iranischen Sicherheitskräften. "Die Untersuchung ergab, dass jemand mit einer Schmuggelwaffe das Feuer auf mehrere Menschen in der Karegar-Straße eröffnete, und eine der Kugeln traf Neda Agha-Soltan in den Rücken", meldeten die Blätter unter Berufung auf die konservative Nachrichtenagentur Fars. Fars schrieb unter Berufung auf eine ungenannte Quelle weiter: "Die Sicherheitskräfte haben in den vergangenen Wochen Dutzende Waffen des Typs sichergestellt, mit der sie getötet wurde. Diese Waffen sind vornehmlich über die westlichen Grenzen in den Iran geschmuggelt worden." (APA/AFP)