Zur Person: Helmut Habersack ist Professor am Institut für Wasserwirtschaft und konstruktiven Wasserbau an der Universität für Bodenkultur

Foto: STANDARD

Wien ist durch die Neue Donau sogar vor einem 10.000-jährigen Hochwasser geschützt – Helmut Habersack im Gespräch mit Marie-Theres Egyed

Nach 2002 und 2005 droht nun der dritte Hochwassersommer in Österreich innerhalb weniger Jahre. Gibt es eine Erklärung für diese Häufung?

Helmut Habersack: Es gibt immer wieder Perioden, wo es zu einer stärkeren Konzentration von Hochwassern kommt. Dann gibt es wieder extreme Trockenperioden, wo nichts passiert. Wir hatten 30, 35 Jahre ohne nennenswerte Hochwasser in Österreich. Da hat jeder gesagt, Hochwasser ist kein Thema mehr.

Welche vorbeugenden Maßnahmen können getroffen werden?

Habersack: Integratives Hochwassermanagement ist hier entscheidend. Die Frühwarnsysteme sind deutlich verbessert worden, auch das Katastrophenmanagement. Wir schlagen die Forcierung des nichtbaulichen Hochwasserschutzes vor, also eine Sicherung und Rückbau der Überflutungsflächen. Das heißt, nicht nur technische Maßnahmen sollen gesetzt, sondern auch Überflutungsgebiete freigehalten und revitalisiert werden.

Was ist aktiver und passiver Hochwasserschutz?

Habersack: Unter aktivem Schutz versteht man den Bau von Dämmen, wie bei Siedlungen. Bei passivem Schutz lässt man den Fluss ausufern, auch Flussrückbaumaßnahmen und der Schutz der Auen sind dabei entscheidend. Beim minimalen flussmorphologischen Raumbedarf, einem ökologischen Konzept, gilt als Regel: die drei- bis siebenfache Flussbreite von Bebauung freizuhalten, auch in Siedlungsgebieten.

Wie funktioniert der Hochwasserschutz in Wien?

Wien ist durch die Neue Donau sogar vor einem 10.000-jährigen Hochwasser geschützt.

Besteht die Gefahr, dass dieses Hochwasser ein Jahrhunderthochwasser wird?

Habersack: Im Moment schaut es nicht danach aus, aber doch dazu müssen wir erst das Wochenende abwarten.

Stehen die Hochwasserserien im Zusammenhang mit der Erderwärmung?

Habersack: Nein. Wir haben bei einer Temperaturerhöhung erst in der Zukunft damit zu rechnen, dass vielleicht Extremstarkregenereignisse häufiger werden. Die Prognosen beziehen sich auf 2050.(DER STANDARD Printausgabe 25.6.2009)