Zentralmatura klingt unsexy. Weil "zentral" etwas übel beleumundet ist. Nichtsdestotrotz: Die Einführung der teilzentralen Matura ist richtig, wichtig - und kommt viele Jahre zu spät. Denn die alte Matura ist im internationalen Vergleich längst eine bildungspolitische Anomalie.

Da wäre die absolute Beliebigkeit der jetzigen Matura-Noten (nicht nur dieser, wie Pisa und Co belegen). Matura ist Matura? Nicht in Österreich. Da mutet sie eher trojanisch an. Heißt zwar Matura, kann aber böse Überraschungen in sich bergen. Die Kompetenzniveaus, mit denen die Maturanten an den Unis auftauchen, liegen so haarsträubend weit auseinander, dass sich die Frage aufdrängt, was das für den "freien" Hochschulzugang heißt, der diesen Zettel als entscheidendes Uni-Eintrittsticket akzeptieren muss. Das kann beiden Seiten ein Troja-Erlebnis bescheren: Viele Reifegeprüfte müssen erfahren, dass sie eigentlich nicht genug können, für die Unis sind sie potenzielle Drop-out-Kandidaten.

Eine Reifeprüfung mit einheitlichen Elementen würde die "Währung" Matura stärker und valider machen, weil sie - zumindest in drei Kernfächern - einen realistischeren (Vergleichs-)Wert hätte als jetzt. "Kompetente" Maturanten werden erfolgreicher studieren als "kurzzeitwissende" Maturanten der alten Schule.Vor allem aber würde so eine Matura zu mehr Gerechtigkeit im ohnehin sehr ungerechtigkeitsanfälligen gegliederten Schulsystem führen. Was dann zählen würde, wäre die Leistung und sonst nichts. Die Leistung der Schüler - aber auch die der Lehrer. (Lisa Nimmervoll/DER STANDARD-Printausgabe, 25. Juni 2009)