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Neusiedl/See -  Experten erwarten für heuer eine "passable" Getreideernte in Höhe von 4,8 Mio. Tonnen. Die Preise sind jedoch im Jahresvergleich um 25 Prozent gefallen. Um diese "Bocksprünge" auf der Preisfront künftig etwas einzudämmen, will die Landwirtschaftskammer ein nationales Krisenlager für Brot- und Futtergetreide als Lenkungsinstrument einrichten.

Franz Stefan Hautzinger, Präsident der LK Burgenland und Vorsitzender des Ausschusses für Ackerkulturen der LK Österreich, geht von einer "durchschnittlichen Getreideernte im unteren Bereich" aus, wie er es bei einer Pressekonferenz mit LKÖ-Präsident Gerhard Wlodkowski am Mittwoch in Neusiedl am See formulierte. Damit sei heuer genügend Rohstoff für Brot und Gebäck, die Brauereien, den Futtertrog und auch für die Energieschiene zur Produktion von Ethanol vorhanden.

Neben dem "Unbill der Natur", mit dem die Bauern zu leben gelernt haben, mache ihnen derzeit aber der vergleichsweise schlechte Getreidepreis zu schaffen, räumte Wlodkowski ein. Daher seien "Gegenmaßnahmen" nötig, damit "nicht zu viele Betriebe vernichtet werden". Da die EU die Getreide-Intervention (Aufkauf zu Mindestpreisen) als Puffer für Überschussmengen schrittweise zurück gefahren hat, seien neue Einrichtungen notwendig, so der Kammer-Präsident.

"Die Konsumenten verlangen Versorgungssicherheit, gute Qualität und Preisstabilität. Dazu sind entsprechende Rahmenbedingungen nötig", so Wlodkowski an die Adresse der EU-Kommission. In der Kammer ist man daher auch der Meinung, dass die EU auch die Kosten für das "Krisenlager" in Österreich, die auf 18 Mio. Euro pro Jahr geschätzt werden, tragen soll. Im Herbst soll die Diskussion darüber auf EU-Ebene beginnen, hieß es.

Analog zu den NATO-Staaten, die bereits verpflichtet seien, den Bedarf von drei Monaten an Mahlgetreide einzulagern, schlägt die LKÖ nun auch für Österreich vor, etwa 150.000 Tonnen Brotgetreide einzulagern. Damit soll es gelingen, "äußerste Preisspitzen und Spekulation an den Rohstoffbörsen abzufedern", sagte Hautzinger.

Höchstpreis im März 2008

Nach einem Höchstwert von knapp 300 Euro je Tonne im März 2008 liegt der Weizenpreis derzeit bei knapp 140 Euro je Tonne. So deutlich gefallen ist er unter anderem freilich auch deshalb, weil die Getreidelager nach der Rekordernte im Vorjahr nun EU-weit voll sind - jedoch nur zu einem geringen Anteil mit Brotgetreide, wurde erklärt. Der Lagerbestand in Österreich liegt derzeit bei etwa 700.000 Tonnen, etwa 200.000 Tonnen über dem Durchschnitt. Die Hälfte davon ist Mais.

Die Weltgetreideernte wird 2009 mit 2,2 Mrd. Tonnen etwas geringer als im Rekordjahr 2008 geschätzt. Damit werde aber dennoch die zweitgrößte jemals registrierte Getreideernte eingefahren. Während bei Weizen trotz eines weltweiten Produktionsrückgangs die Erntemenge über dem Verbrauch liegen dürfte, wird bei Mais mit einer Unterversorgung gerechnet.

In der EU-27 sollen in den nächsten Wochen 292 Mio. Tonnen Getreide geerntet werden. Bei Weizen geht man von einem Minus von 9 Prozent aus. Sowohl die Anbaufläche (- 5 Prozent) als auch die Hektarerträge werden geringer erwartet. Drastische Einbrüche von einem Viertel werden dabei für die Ukraine vorhergesagt. Auch in Argentinien, dem weltweit größten Weizenexporteur, ging die Produktion aufgrund der extrem trockenen Witterung zurück.

In den für Österreich wichtigen Nachbarländern Ungarn und Italien werden ebenfalls Ernterückgänge erwartet, bei Weizen in Italien von ein Drittel, in Ungarn bei Mais von einem Viertel. (APA)