Tel Aviv/Gaza - Der in den Gazastreifen verschleppte israelische Soldat Gilad Shalit wird nach Lage der Dinge auch den dritten Jahrestag seiner Entführung in Gefangenschaft verbringen. Die israelischen Medien dämpften am Mittwoch unter Berufung auf Regierungs- und Sicherheitsbeamte Hoffnungen auf eine rasche Freilassung. Zuvor hatte es am Dienstag Spekulationen gegeben, wonach der am 25. Juni 2006 entführte Hauptgefreite möglicherweise von der radikal-islamischen Hamas in die Obhut Ägyptens übergeben werden könnte. Dies wäre für den jungen Mann der erste Schritt in Richtung Freiheit gewesen.

Nach israelischen Medienberichten wird der israelische Unterhändler Hagai Hadas erst innerhalb der kommenden beiden Wochen zur Fortsetzung der indirekten Verhandlungen nach Kairo reisen. Weil Israel die Hamas als Terrororganisation eingestuft hat und deshalb keine direkten Gespräche mit der Gruppierung führt, vermittelt die ägyptische Regierung in dem geplanten Gefangenenaustausch.

Lebensbeweis

Israel wartet den Medienberichten zufolge außerdem auf einen stichhaltigen Beweis, dass der 22-Jährige noch am Leben ist. Ex-US-Präsident Jimmy Carter hatte am Dienstag vergangener Woche der Hamas einen Brief der Eltern an ihren Sohn übergeben. Ein Antwortbrief des Entführten steht noch aus. Ein Lebenszeichen sei aber eine Voraussetzung für die Wiederaufnahme der indirekten Verhandlungen über einen Gefangenenaustausch, heißt es. Entgegen aller Bestimmungen des internationalen humanitären Völkerrechts verweigert die Hamas Besuche von Vertretern des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK).

Sollten sich die Hamas und Israel auf einen Gefangenenaustausch verständigen, wäre dieser auch nicht innerhalb von 24 Stunden durchzuführen. In Israel muss zuerst das Sicherheitskabinett einer Liste mit den frei zu lassenden palästinensischen Langzeithäftlingen zustimmen. Danach veröffentlicht das Justizministerium deren Namen im Internet, damit israelische Bürger ein Recht auf Einspruch haben. Im Fall von Einsprüchen muss der oberste Gerichtshof endgültig entscheiden.

Die Hamas hatte am 18. März die indirekten Verhandlungen über den Gefangenenaustausch abgebrochen. Die israelische Regierung hatte sich zuvor geweigert, einer von der Hamas vorgelegten Liste mit 450 Namen von Langzeithäftlingen zuzustimmen. Grund dafür war den Angaben zufolge die Schwere der Straftaten einzelner Männer, die wegen der direkten oder indirekten Beteiligung an Terroranschlägen zu teilweise mehrfach lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt worden waren. Israel will außerdem eine Gruppe von Männern in Drittländer ausweisen. Das lehnt die Hamas bisher ab. (APA/dpa)