Das Duo Johannes (li.) und Eduard Kutrowatz.

Foto: Liszt-Festival

Wien - Übernimmt man kurzfristig die Intendanz eines Festival - und die Pianisten Eduard und Johannes Kutrowatz leiten das Liszt Festival in Raiding erst seit heuer -, wird die Programmierung zu einer speziell spannenden Angelegenheit. "2011 ist eigentlich schon morgen, und wenn man jemanden wie Grigory Sokolov für das Liszt-Jahr engagieren will, heißt es: ,Herr Sokolov kommt gerne - allerdings erst 2012‘" , erzählt Eduard Kutrowatz.

Das hilft zwar nicht kurzfristig, ist jedoch auch so keine schlechte Botschaft. Denn verfügt Raiding zwar über einen um 6,8 Millionen Euro errichteten Konzertsaal (für 600 Besucher), und kann das Städtchen als Geburtsort des romantischen Klavierpopstars einen Authentizitätsbonus für sich ins Treffen führen, so tritt es bei der Jagd nach großen Pianisten doch auch in Konkurrenz zu den Großveranstaltern der Welt.

Man wird also sehen, was dem Duo alles gelingt. "Ivo Pogorelich und Pierre-Laurent Aimard sind eine Möglichkeit. Die Spitzengagen bei großen Pianisten gehen natürlich bis 30.000 Euro, da muss man schon Realist bleiben. Außerdem geht es uns um die Gesamtdarstellung von Liszts Oeuvre - und da gibt es Großes abseits der Klavierliteratur. 90 Prozent dessen, was er geschrieben hat, kennt man ja eigentlich nicht" , so Johannes Kutrowatz.

Das Brüder-Duo aus Rohrbach (bei Mattersburg) wird natürlich auch in die Tasten greifen. Man eröffnet die beide Blöcke des diesjährigen Festivals, von dem der eine heute beginnt. Und nebst dem Vorteil, dass man als Intendantenduo "doppelt so viele Termine wahrnehmen kann" , sind beide auch imstande, einzuspringen, sollte ein Kollege kurz vor dem Konzert absagen, so Eduard nicht ganz ernst.

Ein Problem wäre das spontane Einspringen indes nicht: Seit "zarten" 25 Jahren ist man als Duo tätig, das beschenkt mit Routine. Mittlerweile hat man die existierende Literatur für zwei Klaviere durch und auch schon an die 30 Werke uraufgeführt. Wie das alles kam? Man ist halt hineingeschlittert in die Duo-Besetzung.

Die Lehrer meinten, es wäre einen Versuch wert, man nahm an Wettbewerben teil, hatte Erfolg, und schon war eine Marke etabliert, die man auch nicht so einfach aufgibt. "Außerdem ist da der emotionelle Aspekt: Zu zweit ist es einfach lustiger. Wochenlang unterwegs zu sein und dann am Abend nach dem Konzert sein Bier alleine trinken - das ist nicht unbedingt die Erfüllung. Natürlich muss man auch aufpassen. Wir würden nicht gemeinsam auf Urlaub fahren."

Dazu wird sich in nächster Zeit wohl auch keine Gelegenheit bieten. In den nächsten beiden Monaten muss 2011 schon fertig geplant sein, es geht um den 200. Geburtstag von Franz Liszt. Und nächstes Jahr, 2010, wird das Festival verdoppelt, also auf vier Blöcke erweitert. Sollte sich dennoch jemand zieren hinzukommen - Eduard hätte auch andere Argumente für Raiding: "Man ist da mitten in der beste Rotweingegend Österreichs." (Ljubiša Tošić/DER STANDARD, Printausgabe, 24. 6. 2009)